23.08.2011

Verzögertes Strecken der Handgelenke

Thomas Zacharias ©

Hier ist ein Experiment zu sehen, welches zeigt, wie verzögertes Strecken der Handgelenke beim Golfschwung wirkt.
Das lose Ende einer Kette, die um ihr fest verankertes Ende pendelt (links), ist nach 90° Drehung mehr als doppelt so schnell wie das Ende eines Stabes mit ansonsten gleichen Eigenschaften (rechts).
Und das, obwohl bei der Kette die letzten Glieder auch in der Nähe der Senkrechten hinter der Gesamtbewegung zurückgeblieben sind.

Dieses Zurückbleiben wird beim Golfschlag durch das späte aber hoch schnelle Zusammenziehen des Golfermuskels überwunden, wodurch das Händegelenk ruckartig gestreckt wird. Die oberen Kugeln der Kette würden durch solche Kräfte langsamer werden und die unterste in gleichem Maße schneller.

Der hoch begabte Sportler macht es instinktiv richtig. Der weniger begabte, aber intelligente Laie wird sich bemühen, diesen Trick zu erlernen. Das ist Golf-Intelligenz. GO-IN!








                                  Unterschied beim Maximum 29 zu 56 ft/sec = 98% mehr Tempo!




03.08.2011

Schieben und Drehen ist tabu

Thomas Zacharias ©

Für Anfänger ist es auch wichtig zu wissen, welche landläufigen Tipps falsch sind oder missverstanden werden können.

Die Grundkatastrophe ist natürlich das Falsche Schlagen, das Schwingen mit steifen oder zu früh gestreckten Handgelenken. Es ist die Hauptquelle vieler anderer Fehler.
Da der tiefste Punkt des Durchschwungs dabei rechts vor dem Ball liegt, der Schlägerkopf also vor dem Ballkontakt den Boden aufwühlt, sucht die menschliche Motorik Abhilfe darin, dass sie die Hauptdrehachse nach links verschiebt. Unterstützt wird sie dabei mental durch den Mythos Gewichtsverlagerung.

Viele Könner zeigen eine solche. Sie wird aber in der Fachwelt falsch beschrieben, und da sie nicht notwendig ist, um lange gerade Schläge zu machen, kaum einen Beitrag zur Schlagkraft liefert, ist sie für Anfänger Tabu. Trotzdem sei die richtige Gewichtsverlagerung hier kurz beschrieben, um zu zeigen, welch eine komplizierte Aufgabe diese überflüssige Technik darstellt.

Der Könner wandert mit seinem Gewicht beim Ausholen um wenige Zentimeter nach rechts. Beim oder sogar vor Beginn des Abschwungs wandert sein Massenzentrum wieder zur Mitte und bleibt dort während des ganzen Durchschwungs stehen. Erst lange nach dem Durchschwung lassen sich viele Könner von der Wucht des Schlägers mit ihrer Masse auf das linke Bein ziehen. Viele andere bleiben mit ihrer Masse aber auch bis ins Finish zentriert.
Entscheidend ist dabei nur eines, für Könner und Anfänger:
Dass der Massenmittelpunkt (KSP) und die Wirbelsäule, um die sich alles dreht, im Durchschwung stabil über der Mitte bleiben. Nur so ist garantiert, dass die linke Schulter im Treffmoment da ist wo sie hingehört: Immer genau über den tiefsten Punkt des Durchschwungs. Und der muss etwas rechts vom linken Fuß liegen.

Versucht nun der Hobbygolfer, falscher Anleitung folgend, seine Masse während der Schlagbewegung ungebremst von rechts nach links zu verschieben, so wird er mit Sicherheit die linke Schulter schon vor dem Treffmoment weit vor den tiefsten Punkt gebracht haben.
Und so sind seine Schläge „gequetscht“: Er lehnt sich mit dem Rumpf in Richtung Ziel und dazu womöglich auch noch in Richtung Boden. So zeigen linker Arm und Schlägerschaft im Treffmoment nicht genau nach vorn-unten sondern schräg nach rechts. Und so trifft der Schlägerkopf zwar schön von oben auf den Ball, verliert aber aufgrund der Neigung des Schaftes dermaßen an Loft, dass der Ball viel zu flach startet.
Zudem ist das Schlägerblatt noch nicht ganz square sondern noch etwas offen. Und so droht teuflisch grinsend schon der Slice.

Ferner gräbt sich der Schlägerkopf danach tief in den Boden. Und um das zu vermeiden oder zu lindern, zieht der Spieler die Schultern hoch und beugt die Ellbogen (Chickenwing), richtet sich auf oder steigt auf die Fußballen. Und so verliert seine Bewegung jede Möglichkeit, effektiv zu sein.
Die Balance halten fühlt sich an, als würde man beim Durchschwung rechts bleiben. Wenn man dabei nicht nach rechts umkippt, sondern auf beiden Füßen stehen bleibt ist genau dies perfekt. Dieses gefühlte Rechtsbleiben mit Schultern und Kopf gibt dem Becken erst die Freiheit, wie bei den Profis richtig zu shiften und zu twisten.

Der zweite katastrophale Mythos ist die Körperdrehung, getragen von Beinen und Rumpf. Hier vermuten die zurückgebliebenen Experten die motorische Initiative zur Kraftentfaltung. Es ist zwar richtig, dass hier große starke Muskeln aktiv sind, aber diese unterstützen motorisch gesehen nur die Aktivitäten von Schultern, Armen und Händen.
Wer sich darauf besinnt, diese drei Körpersegmente richtig zu bewegen, der wird dabei vom Rest des Körpers spontan massiv und kräftig unterstützt. Doch wer weisungsgemäß andersherum arbeitet, der vernachlässigt die alles entscheidenden Bewegungen zugunsten der sekundären Elemente (Beine und Rumpf) und wird zwangsläufig scheitern.

Bewegt man bewusst nur den linken Arm auf die richtige Weise, werden Schultern und Beine spontan richtig mitarbeiten, solange man sie still in Balance hält und nicht glaubt, sie müssten eigene, eigens gesteuerte Bewegungen ausführen.
Und wenn man dazu den Schläger mit den Händen richtig führt, ist der Erfolg wirklich nur noch eine Frage der Übung und der Präzision. Zu viele Anfänger schlagen aber technisch völlig falsch, und glauben dann, dass sie nur noch durch Übung die Präzision verbessern müssten, um bessere Golfer zu werden.

Der SuperGAU ist natürlich die Verbindung von Schieben und Drehen.
Hier verliert der Spieler endgültig die Kontrolle über die Schlägerbewegung, und vernünftige Golfschläge werden endgültig unmöglich. Der Körper dreht und wandert unter den eigentlichen Schlagwerkzeugen herum, nimmt sie dabei mit und vereitelt deren korrekten Einsatz ohne Hoffnung auf irgendeine Korrekturmöglichkeit.

Der Lernweg war von Anfang an in eine Sackgasse gestartet. Das Haus muss abgerissen und neu erbaut werden.

15.07.2011

Biomechanik der linken Hand

Thomas Zacharias ©

Nachdem ich das Gesetz des Richtigen Schlagens entdeckt, erfolgreich erprobt und plausibel beschrieben hatte, war ich doch noch einige Jahre dem Irrtum aufgesessen, es sei egal was die Linke tut, Hauptsache sie greift richtig und die Rechte handelt richtig. Entsprechend unsicher waren meine Schläge, sodass ich erschreckend oft am Rande der Verzweiflung war.
Diese Dinge kann man eben auch nicht in Zeitlupe sehen. Schon gar nicht, solange man nicht ahnt, wo das Problem überhaupt sitzen könnte.

Es saß am Ende in der Anatomie des linken Handgelenkes und seiner Stellung zu Haltung und Verhalten der Rechten. Und nur wenn man das wirklich durchschaut, kann man das Richtige Schlagen zur Vollendung bringen. (Vollendung ist nicht Perfektion. Die nennt man auf Deutsch Vollkommenheit. Vollendung heißt nur, dass im günstigsten Fall tatsächlich alles gelingt, weil man wirklich weiß wie es geht und es richtig geübt und ausgeführt hat.)

Meine Annahme war also: Wenn die Rechte alles richtig macht, muss die Linke sich nur anpassen. Der Fehler lag in dem Wörtchen „nur“, denn sie tut sich weit schwerer damit, als man ahnen möchte. Und wenn sie es nicht schafft, dann führt sie die Rechte zu falschem Handeln, und RS wird annähernd unmöglich.

Halten Sie einmal ihre beiden Hände so vor die Brust, wie sie es von Dürer oder vom katholischen Beten her kennen. Jetzt lassen sie die Rechte an ihrem Platz und nehmen die Linke etwas zur Seite, drehen sie um 90 Grad, sodass der Handrücken oben ist und der Daumen darunter verschwindet, und dann legen Sie die flache Linke, jetzt quer liegend, an die rechte Handfläche, mit dem linken Zeigefinger parallel zu deren Mittelfinger. Jetzt liegen die Handflächen um 90 Grad zueinander verkantet. Und das entspricht ihrer Stellung beim richtigen Golfgriff.

Das kleine Experiment beginnt aber erst jetzt:
Beobachten Sie, was passiert, wenn sich die Rechte dorsal (nach hinten) beugt: Die Linke beugt sich radial zum Daumen hin, zur Speiche (radius).
Und diese Beugung ist nicht nur sehr begrenzt sondern auch entsprechend unbequem.  Forciert man diese Beugung, so können Schmerzen entstehen – derart ungewohnte Belastungen der Sehnen und Gelenke, dass beim Ungeübten Entzündungen und Muskelverhärtungen drohen.
Um den ungewohnt unbequemen Spannungen auszuweichen, neigt das linke Handgelenk nun unbemerkt dazu, dorsal (also zum Handrücken hin) nachzugeben, also die Beugung zu verschieben.
Machen Sie das einmal und Sie werden sehen, dass sich nun das rechte, dorsal gebeugte Handgelenk im Sinne einer Pronation (Rotation einwärts) verdrehen muss.
Dadurch kann der Schlägerschaft die Schwungebene verlassen und oben nach rechts am Ziel vorbei zeigen. (Fachsprache nach O.Heuler: Kreuzen) Und dies wiederum kann ein Verfehlen des erwünschten Schwungweges verursachen.
Aber auch die Steuerung der Steckkraft der rechten Hand ist nun gestört.
Und ebenso die Steuerung der Schlagflächenstellung entsprechend der Stellung der linken Hand.
Beides muss irgendwann vor dem Impakt berichtigt werden. Sonst wirkt der Druck der rechten Hand während des Abschwungs vom Körper weg (Socketgefahr), und das Schlägerblatt gelangt offen an den Ball (Socket- und Slicegefahr)!

Die einfachste, technische Lösung all das zu vermeiden ist natürlich die, den linken Handrücken konstant plan zu halten, also das Gelenk ausschließlich radial zu beugen. Und dies erfordert eine anatomische und physiologische Anpassung, die beim Spätanfänger Wochen, ja Monate dauern und in eine komplizierte orthopädische Erkrankung führen kann.
Die Alternative ist die, ein bisschen, nicht zu viel, dorsales Nachgeben im linken Handgelenk zu erlauben und es mit einem entsprechend stärkeren* Greifen auszugleichen (*Linke Hand greift so, dass das Schlägerblatt geschossener ist.) Man mogelt sich also irgendwie durch.
Bleibt die professionelle Variante: Wenn die Rechte mal kapiert hat, dass sie im Abschwung gebeugt bleiben muss und sich nicht mutwillig strecken darf, dann kann man auch, wie die Könner es machen und immer berichten, mit links aktiv steuern und schlagen lernen. Ich gebe also oben bequem dorsal nach und besorge die gerade Ausrichtung im Laufe des Abschwungs, indem ich den Handrücken mit begradigtem Gelenk in Zielrichtung wende.

Der Weg zum RS hat also 3 Klippen:
Körper Stillhalten,  rechte Hand bändigen,  linke Hand anpassen.
Der Körper braucht Ruhe im Kopf. Die Rechte braucht Selbstbeherrschung, und die Linke braucht Geduld. Alle brauchen Wissen und Entschlossenheit.

Nochmal zur Bequemlichkeit der Linken: Beim klassischen Ansprechen ist das linke Handgelenk extrem ungemütlich dorsal gebeugt. Es soll aber beim Durchschwingen plan gehalten werden. Warum also nicht gleich plan und bequem Ansprechen?  
Ich weiß es nicht. Also mach ich es so. Dabei kann das Schlägerblatt sogar auffällig weit zugedreht am Ball stehen. Ich mach mir da nichts draus, schwinge zuversichtlich durch und siehe da: Der Schlag ist lang, hoch und gerade – um nicht „perfekt“ zu sagen.

Versuchen und berichten!

05.07.2011

Probeschwung und Schlag mit Ball

Thomas Zacharias ©

Ein für Hobbygolfer ganz typisches Phänomen ist der eklatante Unterschied zwischen ihren Probeschwüngen und dem anschließenden Schlag nach dem Ball. Der Probeschlag befindet sich meist schon ganz nahe am Ideal. Wer ihn beobachtet denkt: „Na, das sieht doch recht manierlich aus.“ Doch wenn es Sekunden später darum geht, den Schlag tatsächlich auszuführen, ist derselbe Spieler nicht wiederzuerkennen. Nicht nur dass er sich plötzlich viel schneller bewegt, dass alles verkrampft und unrund wirkt. Es tauchen Bewegungen auf, die vorher nicht zu sehen waren, ja die absolut fehlerhaft sind. Und das ist natürlich auch ein psychisches Problem.  
 
Die bewusste Absicht verlagert sich weg von der Technik und der Körperbewegung hin zum erwünschten, angestrebten Ballflug; von der Ausführung zum Resultat, vom sorglosen Bewegungsfluss hin zu einer um Genauigkeit bemühten, krampfhaft gesteuerten Aktivität.
Das Problem ist aber auf der psychologischen Ebene nicht zu lösen. Schließlich unterliegen doch alle Bemühungen dem Ziel Ballflug. Auch den Probeschwung hat man doch gelernt, weil man damit einen perfekten Ballflug erzeugen zu können hofft. Diese Hoffnung aufzugeben oder auszublenden würde den Sinn des Spiels und die selbstgestellte Aufgabe ad absurdum führen, das Motivationsgebäude zum Einsturz bringen.

Die berühmte Absichtslosigkeit der Zenmeister steht nicht am Anfang der Lehrjahre, sondern am Ende. Niemals Ziel. Nur Nebenprodukt, Randerscheinung. Unerwarteter Folgezustand äußerster Besonnenheit beim Lernen und Üben. Erleuchtung nebenbei. Enlightment by the way. Auf dem Weg. Und plötzlich in tiefster Selbstversunkenheit, in höchster Hingabe an die Arbeit – das Spiel, der Flow!

Als lernender Golfer sollte man also seine ganze Aufmerksamkeit darauf richten, den Körper zu beherrschen und ihm die Bewegungen abzuverlangen, die man als richtig und notwendig anerkannt hat. Nur dann entsteht die Erfahrung, dass mit dem Probeschwung der Ball tatsächlich viel besser fliegt. Wie aber bekomme ich den Probeschwung an den Ball?!
Nicht nur indem ich mich von der Ballflugvorstellung abwende, bzw. sie zwischen Probe und Ernst gar nicht erst aufkommen lasse.
Ich muss ergründen, was mein Körper am Ball plötzlich vorbei an allen guten Absichten anders macht. Und diese Eskapaden müssen dann mit Einsicht, Disziplin und festem Willen unterbunden werden.

Als Erstes vermeiden wir die unbewusste Temposteigerung und Kraftübertreibung. Also machen wir den Probeschwung mit annähernd 100% Tempo und Kraft, und nehmen uns vor, am Ball nur 80 bis 90% einzusetzen. Hier spielt wieder das Verhalten der rechten Hand eine gewichtige Rolle. Beim Probeschwung hält sie sich brav zurück. Und wenn es ernst wird, macht sie wieder Power und führt sich auf wie ein Despot.
Also schreie man sie innerlich an: „Strecke nicht – beuge!“
Und dem Körper flüstere man zu: „Laaangsam bitte. Bloß nicht Dreschen!“ Und wenn das Ziel noch so weit, der Baum noch so hoch, das Wasser noch so breit ist.

Zweitens verzichten wir auf die Absicht, den Schlägerkopf jetzt auch so präzise wie möglich an den Ball zu führen. Machen wir uns klar, dass Arme und Schlägerschaft ihre Länge nicht verändert. Wenn ich beim Probeschwung 10cm vor dem Bal durchschwinge und dann 10cm vortrete, dann schwingt der Schlägerkopf auch durch den Ball. Darauf muss ich mich verlassen. Wenn ich allerdings beim Schlag technische Fehler einbaue, kann diese Erfahrung natürlich nicht aufkommen. Und dann entsteht ein Teufelskreis aus Sorgen und Fehlern. Je unsicherer ich bin, desto mehr Fehler mache ich, und umgekehrt.

Drittens und am wichtigsten, weil am wirkungsvollsten: Brechen wir wirklich jede Anstrengung kurz vor dem Impakt ab. Versuchen wir, nie mehr mit Kraft durch den Ball zu schlagen, oder ihn mit Druck von hinten in die erhoffte Flugbahn zu steuern. Bei linker Arm 7Uhr (SP2) ist die Nacht vorbei! Der Job getan. Also:
Schlage abwärts, niemals zielwärts. Triff den Ball und Schluss! Der Ball ist das Ziel. Nicht das Fairway, nicht die Fahne.
Es gehört also zu einem guten Probeschwung, auch mental so zu tun als wäre es der Schlag mit Ball. Dieselben Vorstellungen, dieselben Gedanken.
Und erst wenn man das schafft, reicht es sich vornehmen, am Ball wirklich nichts anderes zu machen, als beim Probeschwung.
Eine Hilfe dabei ist, die Zeitlücke so kurz wie möglich zu halten, also direkt hintereinander zweimal genau dasselbe zu machen. Damit kann man bis zu einen gewissen Grad das Aufkommen anderer Absichten austricksen. Also Ballflugvorstellung, Taktik und Zielorientierung abschließen und nicht mehr darauf zurückkommen. Probeschwung wie den vollständigen Schlag ausführen und sofort am Ball wiederholen.

Wegen dieser Klippe ist es so heikel, auf der Range viele Bälle zu schlagen und seine Erfahrungen und Emotionen überwiegend an den Ballflug zu koppeln, also an Erfolg oder Misserfolg. War der Ballflug gut, möchte man den nächsten erleben und rechtfertigt das mit der Hoffnung, dass viele Wiederholungen für Zuverlässigkeit und Sicherheit sorgen. Und wenn der Ballflug schlecht war, dann will man ihn so schnell wie möglich durch einen besseren vergessen machen. Deshalb ist es so mühselig und kostet so viel Geduld und Überwindung, nach jedem Schlag mit Ball wieder Probeschwünge zu machen. Aber einen anderen Weg gibt es wohl nicht.

21.06.2011

Das Richtige Schlagen

Thomas Zacharias ©

Dies ist ein Modell für den richtigen und dennoch einfachstmöglichen Golfschlag. Es gilt im Prinzip vom Chip bis zum Drive, im Bunker und im Rough. Griff, Stand und Ebene werden als richtig vorausgesetzt.
Der ambitionierte Freizeitgolfer muss sich bemühen, bei jedem Schlag und in jeder Lage die entscheidenden Dinge immer wieder genau gleich zu machen.


Abb 1: Ansprechen
Die Haltung ist dem Impakt möglichst ähnlich:
Das Becken ist leicht nach links geschoben und nach rechts gekippt.
Der Kopf ist leicht nach rechts geneigt und gewendet (Im Bild etwas übertrieben). So hält der Kopf die Hauptdrehachse (Rumpf) während des ganzen Schlages in Stellung.
So vermeidet man das Vordrängeln der rechten Schulter und das Nach-Links-Kippen der linken Schulter. Und so befreit man das Ausholen nach hinten oben und erleichtert das leichte Nach-Links-Schieben des Beckens vor Beginn des Abschwungs.
Das linke Handgelenk ist gestreckt und der Handrücken zeigt zum Ziel.
Der linke Arm zeigt senkrecht nach unten auf Höhe der Stelle, wo der Durchschwung des Schlägerkopfes seinen tiefsten Punkt haben soll: Direkt vor dem linken Fuß und klar links vom Ball (Ausnahme Driver vom Tee).
Je nach Schläger-Typ (-Länge) liegt der Ball mittig oder rechts oder links von der Mitte, und so steht der Schlägerschaft mehr oder weniger zum Ziel hin geneigt.
Die rechte Hand greift niemals von unten sondern eher von der Seite, besser noch etwas von vorn-oben.

Der Zugriff ist während des ganzen Schlages weder locker noch kraftvoll, sondern angenehm fest, elastisch sicher.
Diese Ansprechhaltung suggeriert, zuerst auf den Ball und dann erst auf den Boden zu treffen.



Abb 2: Ausholen
Die Bewegung ist fließend aber gemächlich.
Kopf und Körpergewicht werden zentriert stillgehalten. Nicht krampfhaft sondern in natürlicher Absicht. Bewusst wird nur der linke Arm geführt. Sein Ellbogen ist gestreckt.
Der Winkel in der linken Schulter (also zwischen Arm und Brust) schließt sich spontan von ca. 60 auf ca. 30°.
Der Rumpf, also Schulter- und Beckenachse, drehen spontan mit.
Bewusst wird nur das rechte Handgelenk zum Handrücken hin zurückgebeugt.Und zwar nur um ca. 30°, also um ein Drittel. Das linke Handgelenk bleibt plan und folgt dem was die Rechte tut.



Abb 3: Umkehren
Die Bewegung bleibt gemächlich, fast zögerlich. Kein plötzlich entschlossenes Zuschlagen!
Der Schläger wird weder nach hinten geworfen noch nach vorne gedrückt, sondern:

Das rechte Handgelenk wird bewusst um ein weiteres Drittel, also auf ca. 60° zurückgebeugt. (Dies muss vor dem Spiegel eingeübt werden.)
Bewusst wird nur der linke Arm wieder abwärts geführt.
Rumpf und Beine unterstützen dies spontan und ohne Anstrengung. Das Becken sollte dabei etwas nach links geschoben werden.



Abb 4: Abschwingen
Auch der Abschwung, ja das ganze Schlagen, ist eine gemächliche Beschleunigung. Die rechte Schulter muss dabei zurückgehalten werden, der ganze Rumpf muss nach rechts geneigt bleiben.
Während der linke Arm in die Senkrechte zurückdreht und der Winkel in der linken Schulter sich wieder öffnet, wird das rechte Handgelenk bewusst weiter zurückgebeugt.
Nach zwei Dritteln (2/3) des Abschwungs erreicht es erst seine volle Beugung, also 90 bis 105°.
Der linke Arm zeigt in diesem Moment schon um 45° nach rechts unten. Der rechte Ellbogen wird dabei gebeugt vor die rechte Hüfte gezogen.
Durch die volle Rückbeugung entsteht in den Muskeln des rechten Unterarmes eine Vorspannung, die eine hochschnelle Streckung des Handgelenkes und damit eine plötzliche Beschleunigung des Schlägerkopfes erst möglich macht.
Wenn diese Streckung zu weit oben, also „zu früh“ erfolgt, ist der Schlag unweigerlich misslungen. 



Abb 5: Pre-Impakt
Wenn der linke Arm auf den Ball zeigt, liegt der Schlägerschaft beim richtigen Schlagen noch 15-30° vor der Senkrechten. Sonst ist der Schlag „geschaufelt“ oder „gelöffelt“. Der tiefste Punkt des Durchschwunges liegt dann rechts vor dem Ball, das Treffen ist „fett“ oder „dünn“ anstatt „sauber“
Seit einiger Zeit schon ist uns klar, dass es nicht darum geht, das Händegelenk so schnell wie möglich zu strecken, also zum "Durchpeitschen" zu bringen. Wichtig ist vielmehr, dass der Schaft beim Impakt mit dem Ball noch leicht zum Ziel hin geneigt ist, während der linke Arm schon senkrecht nach unten (vor die linke Fußspitze) zeigt. Das rechte Handgelenk ist also auch hier noch deutlich nach hinten (dorsal) gebeugt. Die Arme ziehen also die Hände ins Ziel, und das überträgt sich als Druck der rechten Hand auf den Schaft, wodurch beim Impakt nicht nur Masse und Geschwindigkeit des Schlägerkopfes die Kraft des Schlages auf den Ball bestimmen, sondern auch der massive Druck der ganzen Körpermasse auf den Ball. Dies wäre nicht möglich, wenn der Schlägerkopf die Stellung der Arme schon vor dem Impakt überholt hätte.
Wer das nicht kann, weil die rechte Hand immer wieder zu früh aktiv wird, der muss lernen, diese Hand zu zähmen und zurückzuhalten und all seine Anstrengung in den Durchschwung der Arme zu stecken. Dies ist der Kerngedanke von RS-2.0.

Ernie Els Driver

Abb 6: Impakt
Je kürzer der Schläger, desto weiter links vom Ball liegt der tiefste Punkt des Durchschwungs, also desto weiter befinden sich die Hände bereits vor dem Ball. Nur bei den Hölzern sind die Hände beim Impakt genau über dem Ball und nur beim Drive vom hohen Tee sind die Hände beim Impakt sogar leicht hinter dem Ball.


Abb 7: Post-Impakt
Der Schläger wird nicht weiter beschleunigt. Die rechte Hand arbeitet nicht weiter, drückt nicht über die Streckung hinaus auf den Schläger. Der Schläger wird nach dem Impakt sofort erheblich langsamer und überholt die Hände erst, wenn der linke Arm schon um ca. 20° nach links zeigt.alles eine folge der Tatsache, dass die rechte Hand nicht aus Gelenk und Unterarm auf den Schläger drückt, sondern ihn sogar davor zurückhält, Hände und Arme zu überholen. Das scheint paradox - is aba so...
Anstatt dass das linke Handgelenk im Finish überstreckt (dorsal beugt), werden beide Handgelenke um die Längsachse ihrer Unterarme gedreht, sodas die Beugung im Finish in beiden Händen radial verläuft, also zu den Daumen hin.
 


Abb 8: Ausschwung
Schläger und Arme werden sehr schnell langsam und schwingen aufwärts, weil es nach einem gelungenen Abschwung nicht anders geht.



Abb 9: Finish
Man muss nicht bis an die Grenzen der eigenen Gelenkigkeit ausschwingen oder eine theatralisch Pose anstreben. Hauptsache sind Gleichgewicht und Kontrolle.



19.06.2011

Was machen die Hände im Golfschwung ?

Ole Erdmann PGA Germany 

Das besondere am RS-Konzept ist die Tatsache, dass die Hände eine wichtige Funktion im Schlag erfüllen. Grundsätzlich soll ja der Schläger den Ball schnell und von oben kommend treffen. Dies ist nur möglich, wenn ein Winkel von ca. 90° zwischen linkem Arm und Schläger besteht. Dieser Winkel soll nicht am oberen Umkehrpunkt des Schwunges gemessen werden, sondern etwa  45° vor dem Treffpunkt.



Dieser Winkel ermöglicht dem Spieler einerseits von oben kommend zu schlagen und so die gefürchteten flachen und tiefen Treffer zu vermeiden. Zum anderen nimmt die Schlägerbeschleunigung erheblich zu.  Alle Profispieler haben diesen Winkel und sind in der Lage, damit die gewünschte Schlaglänge und Genauigkeit zu erzielen. Bei Amateurgolfern sieht diese Position eher anders aus.

Diese Beobachtung der richtigen Schlagtechnik der Profis ist quasi die Grundlage für diese Methode geworden. Thom Zacharias fragte sich immer, warum diese Bewegung so selten bei Amateuren zu sehen war und musste feststellen, dass diese gar nicht direkt gelehrt wird. Vielmehr soll diese Position durch die richtige Koordination der Körperbewegung und passiv gehaltene Hände entstehen. Als Golflehrer ist es schwer, sich einzugestehen, dass es nur bei den allerwenigsten seiner Schüler so funktioniert.

Daher bin ich auch so begeistert von dem Weg, den Thom Zacharias uns bereitet hat.

Warum nimmt die Beschleunigung denn so dramatisch zu, wenn man richtig schlägt? Dazu muss man etwas Vorstellungskraft besitzen und folgende Fakten kennen:


1. Die maximale Geschwindigkeit des Schlägerkopfes soll am Ball erreicht werden.
                
2. Die maximal erzielbare Geschwindigkeit ist an dem Punkt erreicht, wo die rechte Hand sich gestreckt hat und somit linker Arm und Schläger etwa eine Linie bilden.  
                               
3. Die Streckbewegung des rechten Handgelenkes dauert etwa ein Drittel so lang wie der gesamte Abschwung.


Daraus folgt, dass die Streckung erst im letzten Drittel des Abschwunges beginnen darf, also 45° vor dem Treffen.

Folgende Zeichnungen können helfen zu verstehen, wie der 90° Winkel bei der Beschleunigung hilft. Wenn man ohne Winkel im Handgelenk schlägt wie auf dem linken Bild, dann entsteht bei gleicher Armgeschwindigkeit zum rechten Bild nur eine Schlägerkopf-geschwindigkeit von 75km/h. 
Nutzt man nun den Lagwinkel von 90°, so verdoppelt sich der Weg des Schlägers und folglich die SKG ebenfalls!



Und noch eine Tatsache ist in der Zeichnung zu erkennen: Rechts trifft der Schlägerkopf von weiter oben, also steiler auf den Ball als links. Das hilft, dünne und fette Fehltreffer zu vermeiden, und sorgt obendrein für mehr Drall.

Nun gibt es noch eine weiteres Bonbon dieser richtigen Schlagtechnik: 
Durch den Winkel befindet sich der Schläger näher am Spieler und verhält sich in der Beschleunigungsphase dadurch weniger träge. Mit anderen Worten man kann schneller schwingen oder mit weniger Kraftaufwand.

Das bedeutet natürlich einen großen Vorteil in der erzielbaren Höchstgeschwindigkeit. Kräftige Golfer schlagen so weiter, und schwächere Personen müssen weniger Kraft einsetzen.

Den Körper schneller um seine eigene Achse zu drehen beschleunigt auf den ersten Blick auch. Vor allen Dingen fühlt es sich so an. Allerdings ist das eine Sackgasse, weil ein schnelleres Drehen des Körpers die Fliehkräfte im Schwung steigert. Diese Scheinkraft wirkt dann fatal auf den Winkel. Dieser wird zu früh geöffnet und die Vorteile schwinden. Wenn man überhaupt von Fliehkraft als unterstützende Funktion sprechen möchte, dann jedenfalls erst im letzten Drittel des Abschwunges.

Daher empfiehlt Thom Zacharias auch, den Abschwung langsam (!) zu beginnen und kontinuierlich zu beschleunigen. So entsteht zunächst wenig Fliehkraft, und die Trägheit des Schlägerkopfes erhält den Winkel im rechten Handgelenk. Dieser Winkel ist elementar für Weite und Treffgenauigkeit. Frühes Schlagen ist als falsch zu bezeichnen, da es nicht zu dem gewünschten Erfolg führt. Hier ein stellvertretendes Beispiel, wie man es häufig sieht:


Der Winkel den man sieht, ist gar keine Rückbeugung (dorsal) der rechten Hand mehr, sondern nur noch der Knick zwischen Armen und Schaft, der schon beim Ansprechen herrscht (radial).
Man sieht an den Muskeln im linken Arm, dass die Spielerin schon dabei ist, eine zu frühen Kontakt mit dem Boden zu verhindern, indem sie den Schläger nach oben zieht.
Die Streckkraft der Hände (vor allem der Rechten) ist also längst verpufft, wenn der Schlägerkopf am Ball ankommt. Wenn der Fehler nicht angegangen wird, suchen die betroffenen Spieler mehr Schlagkraft in noch schnellerer Körperdrehung. Aber dadurch ist nichts gewonnen. Es entstehen nur weitere Fehler und gesundheitliche Gefährdung.
An diesem Missstand setzt meine Lehrarbeit an.


17.06.2011

Verkoppelung von Händen und Körper

Thomas Zacharias ©

Körper und Hände wirken oft auf seltsame Weise zusammen. Typisches Beispiel: Bei dem Versuch, die Füße nach außen zu drehen, machen spontan, ja oft unbewusst und gegen den eigenen Willen, die Hände mit. Zunächst hilft diese Synchronisierung. Nach einigem Üben kann man sie aber auch abstellen und bald beim Hüpfen auf der Stelle die Füße abwechselnd nach innen und außen drehen, während die Hände stillhalten. Schwierig wird es erst wieder, wenn die Hände genau das Entgegengesetzte der Füße machen sollen. 

Vorsicht: Jeder ernsthafte Erstversuch kann einen Lachkrampf auslösen. Ähnliche Dinge spielen sich unbemerkt im Alltag ab, und beim Golfschlag muss man sie erkennen und überwinden. Hier ist es Alltag, dass das Verhalten der Hände unerkannt den Körper steuert, ebenso wie umgekehrt. Da die Drehbewegung der Schultern und Arme mit den Händen verkoppelt sind, fängt auch die rechte Hand gleich oben am Ende des Aufschwungs damit an, den Schläger Richtung Ball zu drücken.Und dies ist in vielerlei Hinsicht fatal. Nicht nur weil die Streckkraft des Unterarms dann sofort verpufft, anstatt erst am Ball zur Wirkung zu kommen. 
Nein: Die Handfläche zeigt oben im Abschwung doch noch nach oben oder zur Seite und eben nicht zum Ball. Je nach Griff und Verdrehung zeigt die Handfläche sogar waagerecht nach vorne und schiebt den Schaft vom Körper weg. Und so wird der Schlägerkopf auf einen völlig falschen Weg gebracht. Er wandert zunächst vom Ziel weg und dann zum Boden rechts vom Ball sowie nach außen und muss dann durch Korrekturbewegungen in Armen, Rumpf und Beinen wieder auf Kurs gebracht werden, was aber niemals gelingt sondern nur schwache und krumme Schläge zur Folge hat. 

In dieses Syndrom muss also massiv („operativ invasiv“) eingegriffen werden. Die Zwangskopplung muss durchbrochen und durch eine technisch richtige Verkettung ersetzt werden. 
Dies direkt mit der Ausführung des vollen Schwungs zu verbinden, oder gar mit Schlägen nach dem Ball, ist unmöglich und folglich methodisch inadäquat, weil die Verkopplung ja ständig für gegenseitige Fehlerinduktionen sorgt. Es müssen ein paar Trockenübungen her, bis die rechte Hand wirklich gelernt hat, sich richtig zu verhalten, also hinter der Schwungbewegung zurückzubleiben und sich dann unabsichtlich, passiv elastisch zu strecken. Dabei entsteht in der Handfläche und in den Druckpunkten zwischen Fingern und Schaft dasselbe Gefühl wie vorher, nur dass das Handgelenk jetzt nicht früh aktiv gestreckt wird sondern lange dorsal zurückgebeugt verharrt. Der Druck kommt nun nicht mehr daher, dass die Hand drückt, sondern dass sie von der Trägheit des zurückbleibenden Schlägers gedrückt wird.

Ähnlich ist der Zusammenhang schon zwischen den Bewegungen der Hände und des Körpers beim Ausholen. Bleiben die Hände quer zur Schlagrichtung, werden sie also nicht um ihre Längsachse gedreht, so bringt dies wegen besagter Zwangskopplung ein Wandern des Beckens nach rechts und ein Kippen des Rumpfes und des Kopfes nach links mit sich. Die Ebene wird entsprechend steil. Soll dies in Richtung vertikalen Pivotierens korrigiert werden, so steuern die Hände dies, indem sie sich längs nach rechts drehen, das Schlägerblatt also deutlich öffnen und den Schläger mehr nach hinten als nach oben führen. Wird dieses Öffnen übertrieben, so wird die Schwungebene immer flacher, das Becken wandert zum Ziel, und der Rumpf kippt nach rechts. 
Und greift man hier mit Korrekturen an der Ebene und am Körper ein, dann bleibt das Verhalten der Hände (sogenannte Unterarmrotation) erhalten, ohne dass erkannt wird, dass es fehlerhaft ist, oder zumindest eine Fehlerquelle darstellt. Wer nämlich beim Ausholen das Schlägerblatt aufdreht, der muss es im Abschwung wieder zudrehen. Und dies ist eine Manipulation, die mehr oder weniger gut gelingen kann. Die Schlagfläche wird also niemals zuverlässig square am Ball ankommen. Sie ist entweder noch offen oder schon geschlossen. Es nützt also gar nichts, dass die linke Hand richtig greift, wenn sie dann nicht richtig geführt wird.

Der Sinn des Richtigen Greifens ist doch, dass die Hände in der richtigen Stellung zum Impakt kommen, ohne dass Manipulationen nötig werden. Bleibt also das Aufdrehen der Hände im Aufschwung erhalten, so zeigt die Schlägerkopf-Unterkante (leading edge) bei horizontalem Schaft nach oben, muss zum Ball hin also wieder square gestellt werden. Wenn sie dagegen beim Ausholen und am besten während des ganzen Schlages square bleibt, dann ist sie bei horizontalem Schaft (bei Auf- wie Abschwung) um 45° nach vorn gekippt. Das Geschlossen-Halten des Schlägerblattes (square to square) konnte sich nur deshalb bisher nicht durchsetzen, weil die Schüler wegen besagter Zwangskopplung beim ersten Versuch ja sofort Becken und Rumpf falsch bewegen und ihnen dann natürlich kein Schlag mehr gelingt.

Weltweite Konsequenz: Man arbeitet am Verhalten des Körpers und vernachlässigt die Hände, überlässt sie sich selbst. Das Zusammenwirken von Körper und Händen bleibt im Dunkeln, und die Hände erlernen die Erfüllung ihrer Aufgabe nie. Und was nützt die beste Körperarbeit, wenn die Hände sie nicht richtig auf den Schläger zu übertragen verstehen?! 

Dies sind die wichtigsten Argumente für meine These, dass Golfunterricht, der nicht die Schulung der Hände und die Auflösung ihrer Zwangsverkopplung mit dem Körper an den Anfang und in den Vordergrund stellt, kein motorisch-didaktisches Fundament hat und folglich trotz aller Fachkompetenz sachlich als zutiefst dilettantisch also unseriös zu bewerten ist.


14.06.2011

Warum RS nach Thomas Zacharias und nicht eine andere Methode

Ole Erdmann PGA Germany

In meinen 20 Jahren als Golflehrer bin ich mit zahlreichen Methoden und Golflehren in Berührung gekommen. Zuletzt mit RS nach ThZ und Stack & Tilt nach Plummer & Bennett. Bei der Beurteilung einer Methode, lege ich Wert auf die Machbarkeit. 

Diese, zugegeben subjektive, Beurteilung verschiedener Techniken hat mich zu der Überzeugung gebracht, dass RS eine ideale Methode ist, da es eine einfache Struktur hat und die wesentlichen Bestandteile des Golfschwunges berücksichtigt. Ferner ist die RS Methode praktisch die Einzige, die die Schulung der Hände anbietet und in den Vordergrund stellt. Alle anderen Lehren sprechen nur von passiven Händen oder davon, dass die Hände den Schläger halten und im Schwung winkeln. Die Fliehkraft würde dann für das richtige Entwinkeln im Abschwung sorgen - ein Trugschluss, wie meine Erfahrung zeigt. Man kann nicht darauf setzen, dass man auf diesem Wege eine verlässliche Schlagtechnik entwickelt.

Weiterhin spielt der gesundheitliche Aspekt im Golf eine immer größer werdende Rolle. Die klassische Methode scheint hohe Belastungen des Körpers zu erzeugen. Zahlreiche Rücken und Gelenkbeschwerden bis hin zu Verletzungen selbst bei durchtrainierten Spitzensportlern der Profitour bezeugen das. Da bleibt die Frage offen, ob die körperorientierte (getrennt schreiben nur bei Transitiv mit Akkusativ) Bewegung sinnvoll ist für Freizeit Golfer. Auch hier bietet RS eine schonende Möglichkeit, da der Einsatz des Hüftschwunges reduziert sein kann und auch die Belastung der Knie und Wirbel geringer ist.

RS ist eine auf der Basis von biomechanischen Kenntnissen und Erfordernissen entwickelte Methode, die sowohl dem Laien als auch dem fortgeschrittenen Golfer Lösungen anbietet, bessere Treffer und mehr Länge zu entwickeln. Das sieht im Einzelnen wie folgt aus:

Untersuchungen haben gezeigt, dass die Armgeschwindigkeit bei Topspielern bei knapp 40km/h liegt. Amateure schaffen ca. 30km/h. Jetzt stellt sich die Frage wie man diese Geschwindigkeit erzeugen kann. Schätzungen sprechen hier davon, dass etwa 85% dieser Höchstgeschwindigkeit allein aus den Armen kommen. 15% können aus einer gut koordinierten Rumpfdrehung ergänzend hinzukommen. Deshalb konzentrieren wir uns erst mal auf die 85%, also den Armtrakt.

Vereinfacht dargestellt bilden linker Arm und Schläger die Haupteinheit des Golfschlages. Den Hauptantrieb sozusagen. Dabei ist darauf zu achten, dass der linke Arm während der gesamten Ausholphase bis kurz nach dem Treffmoment gestreckt bleiben muss. Der rechte Arm unterstützt dabei den linken Arm in der Schwungbewegung und leistet noch einen versteckten Beitrag zur Beschleunigung des Schlägers kurz vor dem Treffmoment. Dies wird noch ausführlich in einem eigenen Artikel beschrieben.
Der Hauptmuskel für die Bewegung des linken Armes sitzt auf dem Schultergelenk und heißt Deltamuskel. Dieser Muskel gewährleistet zusammen mit einigen anderen Armmuskeln die Beschleunigung des Armes. 

In der klassischen Lehre wurde immer eher von einer Beschleunigung der Hüftdrehung gesprochen, die zusammen mit der Rumpfmuskulatur und den Schultern die Beschleunigung der passiven Arme bewerkstelligt. Dies ist bei RS anders und einfacher zu koordinieren. Der Körper soll eher still gehalten werden und dreht spontan mit, um die Bewegung der Arme zu unterstützen. Ähnlich einer Wurfbewegung, die hauptsächlich aus den Armen kommt und den Körper zur richtigen Ausführung einbezieht.

So gesehen bezeichnen wir den Körper eher als Sockel, der die Bewegungen der Arme und des Schultergürtels ermöglicht, also weder erzeugt noch steuert. Wichtig ist, den Kopf ruhig zu halten und ein Auf und Ab- und ein Hin und Her Schwanken zu vermeiden. Das hat einen positiven Einfluss auf die Treffgenauigkeit und das Tempo der Arme wie wir noch sehen werden.
Die Beine haben beispielsweise die Aufgabe, durch ihre Verbindung zum Boden eine solide Basis zu schaffen, die der Bewegung Halt und Widerstand bietet, um kraftvoll Schlagen zu können. Stellen Sie sich doch mal vor, auf dem Eis stehend einen Golfschlag auszuführen. Was da passieren kann, ist, dass man rutscht. So lässt sich nur unzureichend Kraft erzeugen. Gleiches gilt für weichen Sand. Deshalb gräbt man im Bunker ja auch die Füße ein. 

Das ist erst einmal ein kurzer Überblick zum Thema RS vs. klassischer Golflehre. In weiteren Artikeln werden die einzelnen Segmente ausführlicher beschrieben und weiter gehende Informationen zu den beschriebenen Vorteilen dargestellt.