Thomas Zacharias ©
Zum Richtigen Schlagen gehört, wie im ersten
Buch auch schon beschrieben, dass der linke Arm von der Brust abgespreizt
werden muss, damit die Hände zum Ziel geschwungen werden können. Bleibt der
linke Arm nämlich vor der Brust angelegt, dann dreht der ganze Schultergürtel
zu viel, sodass die linke Schulter zu früh hochdreht und den Schläger vom Ball
wegzieht. Die dadurch entstehenden getopten oder dünnen Fehltreffer kann man
nur vermeiden, indem man gleichzeitig in die Knie geht. Perfekt macht uns dies
der Superprofi Jim Furyk (im Foto links) vor. Ein normal begabter Spieler ist mit dieser
Kompensationstechnik allerdings total überfordert.
Um nun die Hände kräftig in Richtung Ziel
durchschwingen zu können, muss man nicht das Becken und den Rumpf tüchtig
drehen (Pivot) sondern die Arme von der Brust weg zum Ziel führen, und dies
geschieht durch zwei wichtige Muskeln:
Links der Deltamuskel und rechts der
Trizeps.
(Da die Arme im Durchschwung die
Drehbewegung des Rumpfes überholen müssen, ist die richtige Armarbeit umso
schwerer, je schneller der Pivot.)
- Der Deltamuskel sitzt genau auf dem
Schultergelenk, umschließt es quasi, hat seinen Ursprung oben am Schulterblatt
und seinen Ansatz am Oberarmknochen. Wenn er kontrahiert, hebt er den hängenden
Arm zur Seite, verstärkt also die Pendelbewegung des linken Armes von rechts
nach links.
Der linke Trizeps arbeitet mit, denn er
streckt nicht nur den Ellbogen, sondern zieht ebenfalls so am Oberarm, dass dieser
um das Schultergelenk herum rotiert.
- Der rechte Trizeps unterstützt den
Durchschwung des linken Armes und der Hände, indem er den rechten Ellbogen zum
Treffmoment hin streckt (wenn auch nicht vollständig) und dadurch die Hände und
den linken Arm zum Ziel hin schiebt.
Wenn dabei das rechte Handgelenk nicht von
seiner eigenen Arbeit abgelenkt wird und sich an der richtigen Stelle beugt und
streckt, dann ist bei stabil gehaltenem Körper (Sockel) alles für einen Richtigen
Schlag getan. (Seine Steuerung hängt dagegen davon ab, dass man den Schläger nahe der richtigen Ebene bewegt, richtig
gegriffen hat und die Handgelenke nicht verdreht oder verkippt.)
Versuchen Sie, mit dem rechten Ellbogen
die Hände also zum Ziel zu schieben und lassen Sie dabei das rechte Handgelenk
zurückgebeugt. Sie werden sicher immer weniger dünne und fette Schläge machen
und den Ball mit weniger Mühe dennoch weiter schlagen als je zuvor. Auch weil
beim Strecken des Ellbogens (anatomisch) der Golfermuskel gedehnt, also seine
Leistung gesteigert wird.
Alle guten Spieler und Lehrer machen das.
Aber es ist ihnen genau so unbewusst wie das Verhalten ihrer Hände und das
Erzeugen von Lag. Wenn man sie darauf anspricht, sind sie verwirrt. Wenn sie es
ausprobieren, treffen sie den Ball nicht mehr und sagen, das ist falsch. Also werden
sie es auch niemandem beibringen. Und schon sitzen alle ihre Schüler in der
Patsche.
Zum ersten Mal wurde ich durch den
Münchner Golfprofessional und Sportwissenschaftler Christian Neumeyer auf diesen
Vorgang aufmerksam. Leider erst, als mein erstes Buch schon fertig war. Ich kam
damals ganz gut damit zurecht, nur den linken Deltamuskel einzusetzen. Und ich
habe wahrscheinlich unbewusst den rechten Ellbogen auch schon aktiv gestreckt. Aber
heute weiß ich:
1. Der Deltamuskel ist allein zu schwach für
diese Aufgabe. Und: Die Kraft auf der linken Körperseite entfalten zu wollen,
ist mit Ziehen und Drehen verbunden, erzeugt also eine Tendenz zum Wandern,
Kippen, Schieben und Pivotieren, allesamt Fehlerquellen.
2. Wenn man den rechten Ellbogen streckt,
werden die Hände über den Ball hinweg zum Ziel geschoben, und gleichzeitig wird
die rechte Schulter nach hinten gedrückt, also daran gehindert, übermäßig nach
vorn zu drängeln und das Pivotieren zu unterstützen.
Wenn Ihr Golflehrer Ihnen von all dem noch
nichts erzählt hat, wundern Sie sich nicht. Er kann das alles nicht verstehen,
weil er es nicht nacherleben kann. Auch nach drei Jahren Ausbildung und 20
Jahren Berufserfahrung nicht. Er spielt einfach schon zu lange zu gut Golf. Er
schlägt längst schon viel zu richtig, um zu erkennen, was er selber kann und
macht. Also weiß er auch nicht, was er seinen Schülern sagen müsste, damit sie
es erlernen. Haben Sie Mitleid, wenn er an Ihnen verzweifelt.
Zahlen Sie ihn aus und entwickeln Sie Ihre
eigene Golf-Intelligenz.