Thomas Zacharias © 13.10.2020
TEMPO vs. DRUCK
Als Ergänzung zu den Artikeln zur Muskelkraft hier eine Betrachtung zur ewigen Alternative
(Wer
das nicht verstehen will/kann, gräme sich nicht. Der Artikel
müsste
10mal so lang sein, um alles zu erwähnen, was zu dem Thema
gehört.
Und zu besserem Golfen verhilft es auch dann nur bedingt.)
Da bei der Mehrzahl der Golflehrer und Experten
das Zurückhalten des Schlägers mit den Händen
(Handgelenksbeuge/Lag) während des Schlagens in höchstem Maße
verpönt ist, sei hier abermals erklärt, warum es gar nicht anders
geht, und dass man auf solche Äußerungen, Warnungen, Anweisungen
nichts geben sollte.
Es ist ein ehernes Gesetz der Mechanik im
Doppelpendel (Arme/Schläger), dass jede Beschleunigung um den
Fixpunkt herum (oberes Gelenk/Schultern) das Freie Glied vom
Fixpunkt
wegschleudert, bis es wieder zurückkommt und abermals
weggeschleudert wird. Und dabei entsteht im Freien Glied eine viel
höhere Beschleunigung, als die ursprüngliche um das fixe Gelenk.
Mancher ist geneigt, dieses Phänomen mit Fliehkraft zu bezeichnen,
also zu verwechseln. Fliehkraft ist nämlich nochmal was Anderes,
viel Einfacheres.
Ich möchte diese Dynamik im Doppelpendel
Schleuderkraft oder auch Peitschenkraft nennen. Und ich will und
kann
dieses Phänomen hier nicht im Einzelnen beschreiben und erklären.
Das muss auch niemand haben. Es reicht zu wissen, dass der
Schläger
von dem Moment an, wo die Arme den Abschwung beginnen, vom Körper
weggeschleudert wird, und zwar so schnell, dass er die Arme viel
zu
früh überholt. Und beim Überholen wird die Armbewegung
zwangsläufig, gesetzmäßig abgebremst, während die Bewegung des
Schlägers ruckartig beschleunigt wird.
Um dieses Überholen zu
vermeiden oder zu kontrollieren müsste das erste Glied immer
schneller werden, ja die Beschleunigung sogar immer größer. Und
das
hat natürlich seine (natürlichen) Grenzen, wodurch das Überholen
und das damit einhergehende Abbremsen des Fixen Gliedes
unvermeidlich
bleibt.
Wenn man also nun oben beim Umschwung/Abschwungbeginn
die gebeugten Handgelenke locker lässt, wird der Schläger sofort
vom Fixpunkt/Drehachse/Schultergürtel weggeschleudert, wodurch die
Handgelenke sofort passiv gestreckt werden. Dabei werden die Arme
abgebremst, und da der Schleudereffekt nun verpufft ist,
beschleunigen jetzt wieder die Arme und der Schläger wird wieder
langsamer, weil er nicht weiter um das Händegelenk
herumgeschleudert
werden kann. Das sofortige Wegschleudern des Schlägers beim
Umschwung muss jedenfalls tunlichst, also durch absichtliches Tun,
vermieden werden: Entweder man hält an dem beim Ausholen gesetzten
Winkel im Händegelenk fest, indem man die Handgelenke nicht
lockert
sondern in der Beugung versteift, oder man setzt den Lagwinkel
nicht
schon beim Ausholen sondern erst beim Abschwingen, also nach einem
Drittel oder der Hälfte des Abschwungweges. Dadurch ergeben sich
vier Möglichkeiten, den Treffmoment (Impakt) zu gestalten (zu
inszenieren):
1. Man hält den Winkel krampfhaft bis in den
Durchschwung, oder
2. man entlässt die Spannung in den
Unterarmen (release) kurz vor dem Impakt, oder
3. man beugt die
Handgelenke so spät im Abschwung, dass ihre chaosbedingte und
reflexunterstützte Streckung genau rechtzeitig am Ball
stattfindet,
oder
4. man überlässt den Schläger rechtzeitig der reinen
Schleuderkraft des Doppelpendels.
Möglichkeiten 1 und 4
bewirken die höchste Schlägerkopfgeschwindigkeit. Möglichkeiten 2
und 3 ermöglichen die höchste Geschwindigkeit der Hände und dass
zu dem etwas geringeren Tempo des Schlägerkopfes Druck mit dem
Körper, den Armen und Händen auf den Schlägerkopf und damit auf
den Ball ausgeübt wird, was wahrscheinlich am Ende zu der
höchstmöglichen Ballbeschleunigung (Abfluggeschwindigkeit) und
Drallkontrolle führt. Messungen hierzu sind mir leider nicht
bekannt. Es würde mich aber auch nicht wundern, wenn es solche
bisher überhaupt nicht gäbe. Denn immer wenn ich Kollegen über den
Druck auf den Ball reden höre („put pressure onto the ball“),
habe ich das Gefühl sie glauben, dass dieser Druck dadurch
entsteht,
dass beim Treffen von oben nach unten der Ball gegen den Boden
gepresst würde und dadurch dann stärker/schneller abspränge.
Sicher ist jedenfalls, dass solche Mythen und Märchen ernsthaft in
der Golferwelt kursieren. Und möglich ist, dass infolge solcher
Vorstellungen auch mancher Schlagversuch misslingt oder eben sogar
gelingt. Beides aber nicht aus dem vermuteten Grund. Die Welt der
Biomechanik und Sensomotorik ist eben ein weites Feld, sodass auch
ich ständig damit rechnen, ja darauf drängen muss, dort auf alte
und neue Irrtümer zu stoßen.
„Pressure onto the ball“
bezeichnet jedenfalls in Wirklichkeit den Vorgang, dass der Ball
zwischen dem heranrasenden Schlägerkopf und seiner eigenen
Massenträgheit zusammengepresst wird, um danach umso stärker
und schneller vom Schlägerblatt wieder abzuspringen. Dieser Effekt
ist (je nach Elastizität des Balles) am stärksten, je mehr Druck
hinter der Schlägerkopfbewegung steckt.
(Der physikalischen Korrektheit halber muss es eigentlich „Schub“ heißen, also Masse mal Beschleunigung (kg x m/s²), denn als „Druck“ gilt Last oder Kraft durch Fläche, also kp/cm² oder F/cm². Fachsprache und Umgangssprache divergieren oft in ihrer Bedeutung. Und um sich für alle verständlich auszudrücken, muss man sich manch fachsprachlichen Fehler erlauben.)
Kurz: Es ist wichtiger, mit Schub auf den Ball zu treffen als mit maximalem Tempo. Das ist leichter und daher besser zu steuern und sorgt für längere und geradere Ballflüge.
Thomas
Zacharias © 24.09.2020
„DER
NEUE GOLFSCHLAG“
- so hatte mein Verlag mein zweites Buch zum Richtigen
Schlagen
betitelt. Aber das passte so ganz und gar nicht. Ich hatte ja
nur
beschrieben und begründet, wie ich die Schlagtechnik der
Könner
damals verstand und nachzuahmen versuchte. Ich wollte nichts
Neues
machen – nur das Alte, Bewährte richtig erklären und ausführen
lernen. Wenn ich damals wirklich kreativ gewesen wäre, dann
wäre
hoffentlich so etwas herausgekommen, wie uns heute Bryson
DeChambeau
vormacht. Mir war schon lange aufgefallen, dass es einen
Wandel in
der bevorzugten Schlagtechnik der Profis dieser Welt zu
verzeichnen
gab. Und ich hatte dazu schon zwei Artikel verfasst – nur so
für
mich, denn ich glaubte nicht mehr, dass ich auf dieser Welt
noch
irgendetwas bewegen können würde. Hier folgen diese beiden
Artikel
und ein Dritter zum Thema „DER NEUE GOLFSCHLAG“
1.
Die Bedeutung der Muskelkraft beim Golfschlag
Es
gibt zwei große Geheimnisse im Golfschlag: Warum machen die Laien
so
viele schlechte und kurze Schläge, und warum machen die Profis so
viele gute und lange? Die Antworten auf diese zwei Fragen sind
ganz
einfach: Die Profis haben keine technischen Fehler
und
ihre Muskulatur ist stark ausgebildet. Außerdem haben Profis
einfach
eine hoch präzise arbeitende Motorik. Sie treffen den Ball auch
sauber, ohne sich konzentrieren zu müssen, ja sogar wenn sie mal
ein
technischen Fehler machen. Die Laien hingegen haben
eine schwache Muskulatur. Deshalb fällt ihnen die Kontrolle über
ihre Bewegungen und über die Wucht des Schlägers schwer, und sie
haben technische Fehler, die sie weder kennen noch
auszumerzen wissen. Da ihre Schläge für ihren Geschmack und
Anspruch immer zu kurz sind, befinden sie sich mit ihrer
körperlichen
und geistigen Anstrengung ständig am Limit, also an der Schwelle
zur
Verkrampfung. Zudem arbeitet ihre Motorik weit weniger präzise, so
dass auch Fehltreffer entstehen, obwohl sie technisch alles
richtig
gemacht haben. Was allerdings nur selten zu beobachten ist, denn!
ihre Schläge strotzen vor technischen Fehlern und Mängeln, sodass
sie auch bei präziser, kraftvoller Ausführung nur selten und nur
zufällig wirklich gute, zufriedenstellende Ballflüge
hervorbringen.
Üben, Fleiß und Können
Hohe Feinmotorik, große Kraft und richtige Technik sind also die Zutaten für gutes Golf, wobei alle drei zusammen den wirklich wettbewerbsfähigen Golfer ausmachen. Dabei wird der Kraft gemeinhin eine untergeordnete Rolle beigemessen, weil man glaubt, geringere Längen ließen sich durch höhere Präzision, besondere Geschicklichkeit und kluge Taktik kompensieren. Diesen logischen Fehler begehen die meisten Menschen. Nicht nur Golfer. Deshalb meinen auch alle, ein Mangel an Talent ließe sich durch erhöhten Fleiß kompensieren. Wenn dem so wäre, dann übten ja alle großen Talente vergeblich – sie würden ja doch nicht mehr besser. In Wirklichkeit aber ist der siegreiche Golfer der talentierte und fleißige. Wobei der Talentierte aber Faule bestenfalls der Glücklichere ist, weil er sich nicht so „quälen muss“.
Von der bestehenden Schlagkraft hängt auch nicht nur die Länge/Höhe der Schläge ab, sondern auch der Drall des Balles, seine „Spin Rate“. Also nicht nur von der Beschaffenheit des Balles (weicher = mehr) und von Weg und Stellung des Schlägerblattes im Impakt. Der Drall entsteht aus einem abgezweigten Anteil der Gesamtkraft. Und wenn diese insgesamt größer ist, dann ist natürlich auch der Drall stärker.
Krafttraining und Körpermasse
Mit dem technischen Üben wachsen zwar Präzision und Kraft. Aber noch mehr Kraft gewinnt man erst durch zusätzliches Training unter höheren und häufigeren Belastungen. Die Kraft kann nie genug oder gar zu viel sein, solange man beweglich und geschmeidig bleibt, denn die langen Schläge fallen einem leichter und auch die kurzen gelingen noch präziser, wenn der Muskelapparat nicht nur die Beschleunigung der Bewegung erhöht, sondern auch für die Stabilität sorgt, die der Körper braucht, um dem Schwung und der Wucht der Schlägerbewegung standzuhalten und dadurch erst die Präzision des Treffens zu garantieren.
Ein besonderer Aspekt der Kraft ist die Körpermasse – nicht nur die der Muskeln sondern auch die der trägen Massen wie Knochen und Speck. Bei richtiger Technik werden diese Massen zugunsten der Schlagkraft und der Stabilität zum Einsatz gebracht und tragen so zur Gesamtschlagkraft bei. Die x-beinigen Pykniker mit Männerbusen und Trichternabel waren daher auf der Tour fast genauso zahlreich wie die Modellathleten – zumindest bisher.
Wer also glaubt, er könne seinem Golfspiel Niveau hinzufügen, indem er zweimal die Woche in der Muckibude strampelt und Hanteln schwingt, kann aus golfsportlicher Sicht nichts falsch machen und sorgt dabei sogar vielleicht noch für mehr individuelle Fitness und Gesundheit. Dies alles wird ihm allerdings nicht ersparen, sich um eine sinnvolle Schlagtechnik zu bemühen. Und zwar physisch und mental. Also nicht zuerst üben und dann grübeln, was denn heute schon wieder falsch war, sondern zuerst grübeln, was zu verstehen und zu erlernen sei, und dies dann besonnen und gezielt angehen.
Der Longhitter meiner
Charity-Golferwelt war ein Olympiakollege, Edwin Klein aus Trier
und
Saarlouis, ein Weltklasse Hammerwerfer mit Handicap -1. Der hat so
ähnlich draufgedroschen wie heute auf der US-Tour Bryson
DeChambeau. Aber alles noch mehr aus der puren Rumpfdrehung. Das
ist
es ja was er von Haus aus auch am besten kann. Und bei jedem
Benefiz-Turnier gewann er den „Longest Drive“. Er hält die
Handgelenke konsequent steif, also ungebeugt. Und dann schwingt er
mit den Armen dermaßen brutal durch, dass seine
Super-stiff-Schäfte
sich bis kurz vor dem Durchbrechen biegen. Und was er da an
Energie
hineingepackt hat, dass kommt natürlich auch wieder raus und
knallt
erbarmungslos gegen den Ball. So wie bei den Stabhochspringern
ihre
zu 90° gebogenen Glasfiberstäbe sich strecken, wenn jene von
diesen
in den Himmel katapultiert werden.
Früher hat Erwin den mehr als
7kg wiegenden Hammer (eine Kugel am Draht) nur mit Körperdrehungen
(Pirouetten) und Armzug vor dem Abwurf auf ca. 30m/s beschleunigt.
Und das in einem Abflugwinkel von ca. 45° von unten nach oben. Bei
einem entsprechenden Versuch wäre ich auch zu meinen besten Zeiten
mit samt Hammer in flachem Bogen ins Sicherheitsnetz geflogen.
Also
gepaart mit de nötigen Feinmotorik kann Kraft dem Golfer kaum
schaden. Und Kultur oder Bildung auch nicht, denn Edwin KLEIN ist
auch als Buchautor eine Kapazität. Und als Dopingfeind mir ein
Bruder im Geiste.
2. GOLFTECHNIK IM
WANDEL DER GENERATIONEN
Bevor wir zu den
didaktischen Konsequenzen aus den Todsünden im Golfunterricht
kommen, sollten wir unser Wissen auf den neuesten Stand bringen.
Als
ich nämlich vor 30 Jahren anfing, den Golfschwung anhand von
Videos
der Profis auf den großen Touren zu studieren, war eine etwas
andere
Technik üblich als heute. Das fiel mir aber erst kürzlich auf, als
ich nach einem aktuellen Turnier der USPGA in die Übertragung
eines
Turniers der dortigen Senioren stolperte. Der Unterschied in den
Techniken hat mich echt getroffen, denn ich hatte in den letzten
Jahren den Verdacht, damals in den Anfängen nicht genau genug
hingeschaut zu haben. Nun aber sah ich, dass die Senioren heute
noch
genau das machen, was ich beobachtet und beschrieben hatte: RS.
Also
volle Beugung des Händegelenks im Abschwung, spätes Strecken und
Tempoverteilung zugunsten der Schnelligkeit der Streckbewegung im
Händegelenk, wodurch die Arme und der Körper tendenziell langsamer
als möglich arbeiten. Und es sieht bei fast allen heute noch
entsprechend lässig, ja locker, fließend, elegant und souverän
aus. Auffälligste Exponenten: Montgomery, Couples, Miguel Àngel
Jiménez, Furyk, Westwood, Mickelson, Jaquelin, Ernie Els, extreme
Ausprägung bei Sergio García und John Daly, Ausnahme Langer (wie
auch Darren Clark und Woods) mit einer eher zackigen Armbewegung
und
entsprechend weniger intensiven, weniger schnellen Handarbeit.
Die
neuen Generationen nun betonen heute mehr die Körperarbeit. Sie
schwingen die Arme hochschnell und kommen mit der Händebeugung nur
selten in einen vollen Lag noch in ein klassisches Finish (mit dem
Schläger hinter den Schultern). Sie holen nicht so weit
aus
und sie schwingen nicht so weit aus. Sie halten den
Schläger
mit den Händen unter Kontrolle und beugen das Händegelenk im
Finish
nur selten mehr als nötig. Und die Arme schwingen meist nur bis in
die Senkrechte (anschaulichstes Beispiel: Jon Rahm, DeChambeau).
Alles ist auf die Kraft der großen Muskeln ausgelegt, wobei der
Schlägerkopf bis zum Impakt mit dem Ball unter Druck (Schub) steht
und nach dem Impakt unter Kontrolle.
Was gültig bleibt ist,
dass das Händegelenk niemals gestreckt wird, und die rechte Hand
sogar durchweg dorsal gebeugt bleibt. Dadurch kommt es auch nach
dem
Impakt nie zu einer Dorsalbeugung des linken Handgelenks. Und dem
Rumpf (Schultern und Wirbelsäule) werden extreme
Verwindungen/Verwringungen also Beweglichkeit abverlangt.Vielmehr
wird bei allen Könnern die sogenannte Unterarmrotation
praktiziert,
also das Eindrehen des Schlägers im Durchschwung (der „roll over“
– die rechte Hand überrollt die linke), was im Finish zu einer
Radialbeugung beider Hände führt. Also werden in der Horizontalen
die Daumen nach oben gedreht und die Handgelenke zu den Daumen hin
gebeugt.
Dies zu erlernen stellt für den Laien eine fast
unüberwindliche Klippe dar, wenn es ihm nicht sachgerecht
beigebracht wird. Dieses Eindrehen (Unterarmrotation) im
Durchschwung
auszuführen, ohne dabei gleichzeitig mit der Rechten auf
den
Schläger zu drücken und diesen viel zu früh in Richtung Boden und
Ball und vom Körper weg zu schieben, ist für viele gar nicht zu
erlernen und für manche eben erst nach langem Üben, ohne Bälle zu
schlagen.
Aber jeder, der zuverlässig gerade Schläge oder gar
Draws produziert, verhält sich so mit seinen Händen – auch wenn
es ihm nicht bewusst ist und er es nie gelernt hat oder ihn
gelehrt
wurde. Nicht jeder Andere kann es lernen. Aber wer es lehren will,
sollte die Prinzipien der Didaktik beherzigen.
Die Didaktik, nun,
beruht als Theorie auf dem Prinzip: „Jeder kann alles lernen, wenn
es ihm nur in geeigneter Form beigebracht wird“. Daran stimmen nur
zwei Wörter nicht: „Jeder“ und „alles“. Das befreit aber
keinen Lehrenden davon, nach der bestmöglichen Form der Belehrung
zu
streben.
Erste Schritte
Ich
glaube, der erste Schritt zum Erlernen/Entwickeln der
vollständigen
Handarbeit im Golfschwung ist „square to square“ („Sq2Sq“).
Dazu greift man zunächst klassisch und führt dann die Hände über
den linken Fuß, indem man – ohne weitere Bewegungen des Körpers
–
die Arme aus den Schultern heraus leicht nach links verschiebt.
So
gelangt der linke Arm durch leichtes Öffnen des Schulterwinkels
in
die Senkrechte unter seiner Schulter, und der rechte Arme
gelangt
durch leichtes Schließen (bei noch leichterem Senken) der
rechten
Schulter vor den Bauch.
Dadurch dass bei dieser Verschiebung der
Schlägerschaft zum Ziel hin geneigt wird, verliert das linke
Handgelenk seine Dorsalbeugung und es wird geradegestellt (von
ca.
60° Beugung nach 0° neutral). Es wird also „plan“
und der Handrücken zeigt zum Ziel. Voraussetzung dafür: Das
Schlägerblatt bleibt square oder sogar etwas geschlossen am Ball
stehen. Mit eben besagter Verschiebung wird die Dorsalbeugung im
rechten Handgelenk verstärkt (ca. von 20° nach 35°). Um es nun
beim Ausholen ([RS.2] oder auch erst beim Abschwung [RS.1]) auf
90°
Lag zu bringen, fehlen nur noch 55°. Und im Durchschwung sollte
es
wieder auf die 30° Ansprechbeugung gebracht und nicht etwa
weiter
gestreckt oder gar überstreckt (palmar gebeugt) werden.
Mit
der Gesamtaufgabe, diese Bewegungen im Schneckentempo
auszuführen,
ist der Laie gerne auch ein paar Wochen beschäftigt. Beim Üben
mit
Durchschwung sollte er unbedingt darauf achten, dass die Arme
mit
aller Macht in Richtung Ziel schwingen und die Hände dadurch ins
Finish geschoben werden. Bei dieser Arbeit hilft keine
Fliehkraft und
keine Schwerkraft. Man muss die Kräfte selber liefern.
Damit das
gelingt, muss der Rumpf nach rechts geneigt bleiben, das Becken
muss
leicht gedreht und entschlossen nach links verschoben werden.
Und der
Schultergürtel muss daran gehindert werden, seiner Neigung
nachzugeben, tüchtig mitdrehen zu wollen,. Die Schultern bewegen
sich also nur beim Ausholen und beim Abschwingen, nicht im
Durchschwung, und erst wieder im Ausschwung (follow-through und
Finish). Zuerst dreht also der Schultergürtel ab, dann hält er
inne, damit die Arme beschleunigt werden können (und die rechte
Schulter nicht zum Ball drängelt) und dann dreht er weiter um
dem
Schwung der Armen und des Schlägers ins Finish zu folgen.
Und in
diesem Finish halten die Hände (besonders die rechte Hand) so
bald
und so energisch wie möglich den Schläger in seiner zielwärts
gerichteten Wucht zurück, indem sie sich beide radial beugen.
Während des Übens macht es Sinn, viele Probeschwünge
einzustreuen, bei denen die Hände vollkommen versteift bleiben –
und zwar eben in der Ansprechbeugung. Und die ersten Schwünge
mit
Ball kann man zur Vereinfachung mit dem Putter ausführen, wobei
der
Ball genau in dieser Beugung getroffen wird, also von oben nach
unten
und mit vorgeneigtem Schaft und entsprechend nach vorn geneigtem
Blatt. Bei diesen „Schlägen“ kann man dann auch bereits üben,
das Blatt während des Durchschwungs und des Impakts geschlossen
zu
halten oder sogar schon aus leicht geöffneter Stellung
zuzudrehen.
Wobei für einen geraden Roll der Durchschwung dann natürlich von
innen nach außen führen muss. Ein farblich markierter Ball
erlaubt
es dabei sogar, den Drall zu beobachten. Übrigens: Wenn man
gegen
eine Wand oder einen rechteckigen Balken am Boden puttet und
dabei
die doppelte Entfernung andosiert, kommt der Ball zurückgerollt
bis
vor des Spielers eigene Füße, also seiner ursprünglichen Lage,
und
man kann gleich den nächsten Versuch anschließen.
3.
„DER NEUE GOLFSCHLAG“
Das
Auftauchen von Bryson DeChambeau fiel zeitlich mit dem
Verfassen
jener zwei Artikel zusammen und ist doch kein Zufall. Im
Gegenteil:
Es ist höchste Zeit, dass Bewegung in die verkrustete
Begriffswelt
der Golfexperten kommt, um der 100fach größeren Schar der
Laien und
Amateure ihr Leben auf dem Golfplatz zu erleichtern.
Allerdings bin
ich pessimistisch ob des zu erwartenden Erfolges, denn als
1977 der
Ukrainer Vladimir Yatchenko als 17Jähriger die Weltrekorde im
Hochsprung an sich riss, und zwar im Straddle, der weltweit
verhassten „Soviet-Technik“, dem Straddle oder „Bauchwälzer“
(langsamer, gerader Anlauf, gestrecktes Schwungbein,
Bäuchlingsüberquerung, gespreizte [to straddle] Beine über der
Latte), da dachte ich auch schon gleich, der schon 10 Jahre
währende
Alptraum mit dem Fosburyflop ginge zuende. Doch dann ging er
doch
weiter, weil niemand bereit war, seine eigene Meinung zu
ändern –
schon gar nicht für eine so komplizierte Sprungweise, mit der
man
sich als Trainer wie als Athlet ja nur blamieren konnte! Aber
B.D.s
Schlagtechnik ist ja nun deutlich einfacher, als das was uns
die
Könner der letzten hundert Jahre so eindringlich vorgemacht
und die
Lehrer in aller Welt so unverdrossen wie erfolglos
beizubringen
versucht haben. Und noch ein Vorteil spricht für den Siegeszug
dieser erstaunlichen Innovation: Alle brauchen neue Schläger!
Und da
wird die Industrie doch sicher nachziehen und Kasse machen
wollen. In
D ist sogar schon seit mehreren Jahrzehnten ein Kollege mit
solchen
Schlägersätzen auf dem Markt. Jürgen Bechler mit Carving Golf. Und Cobra, der Schlägerhersteller De Chambeaus scheint das Marketing nach dem Major Sieg intensiviert zu haben, wie man an dem Preisverfall für ihren Onelength Schlägersatz sehen kann.
Es
gilt aber auch zu warnen vor dem Glauben, das was der
US-Open-Gewinner da macht sei technisch einfach zu
durchschauen und
biomechanisch zu verstehen, denn auch hier gilt: Wer nicht alles
richtig macht, wird scheitern, so wie er mit der alten Technik
gescheitert ist.
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