Thomas Zacharias ©
Der Golflehrer bildet sich ein, er
wüsste wie der Golfschlag funktioniert. Eigentlich weiß er aber
nur, was er denken und tun muss, damit sein Golfschlag
funktioniert. Und dabei geht es ihm vornehmlich um die Steuerung
des
Ballfluges. Die hat aber mit der grundlegenden Schlagtechnik nur
insofern zu tun, als die richtige Schlagtechnik die
Voraussetzung für die richtige Ballsteuerung ist.
Dem Golflehrer ist diese Technik in
die
Wiege gelegt. Er führt sie von Anfang an richtig aus, ohne dass
sie
ihm von jemandem beigebracht worden wäre. Und genau deshalb kann
er
sie auch niemandem beibringen, der es nötig hat – also 95% seiner
Schüler. Diesen wurde nämlich leider genau der falsche Umgang mit
dem Schläger in die Wiege gelegt. Mit einem Schläger in den Händen
machen sie automatisch genau das Gegenteil von dem was
physikalisch
richtig wäre. Und nur wenn sie dies erkennen und dann lernen, wie
man es richtig macht, können sie zufriedene Golfer werden.
Ohne dieses besondere Talent, einen
Schläger intuitiv richtig zu handhaben, kann kein Mensch die
Spielstärke erreichen, die man für die Zulassung zur
Golflehrer-Ausbildung vorweisen muss. Aber leider führt dieses
Können weder zum Wissen über die Mechanik des Golfschlages noch zu
tieferem Verständnis der motorischen Probleme mittel- und
minderbegabter Golfschüler.
Ein normaler Golflehrer hat nicht
einmal die Alltagsmechanik vollständig verstanden, noch weniger
die
Biomechanik, also funktionale Anatomie und
„Neuro-Psycho-Sensomotorik“ studiert. Und vor diesem Hintergrund
nützt ihm sein gutes Rüstzeug in Sachen Sport-Didaktik und
–Methodik nur wenig. Er lehrt zwar vielleicht richtig. Aber leider das Falsche. Und so ist der Golfunterricht weltweit einfach
eine sportdidaktische Katastrophe.
Der Ruf der Golflehrer ist oft
schlechter als sie es verdienen, aber ihre Kundschaft ist mehr
damit
beschäftigt, ihre Frustration zu bewältigen und sich auf dem Platz
in gekünsteltem Gleichmut zu üben, als sich am eigenen „schönen
Spiel!“ zu erfreuen.
Dabei begeht der Laie dieselbe Sünde
der Selbstüberschätzung wie sein Lehrer. Was dieser ihm erzählte,
hat er für bare Münze genommen. Und so glaubt er nun fest daran,
zu
wissen „wie es geht“, und dass er nur noch tüchtig üben muss,
um es auch zu können.
Da die Belehrungen aber weitgehend
falsch
oder nutzlos sind, übt er zwar tüchtig aber leider das Falsche.
Und
wenn durch Zufall mal ein Schlag ganz leidlich gelingt, dann fühlt
er sich auf seinem Weg und in seinen Gedanken bestätigt und irrt
nur
noch umso schlimmer in der Sackgasse der Selbstüberschätzung
umher.
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