27.07.2020

1. Todsünde im Golfunterricht – Selbstüberschätzung

Thomas Zacharias ©
 
Der Golflehrer bildet sich ein, er wüsste wie der Golfschlag funktioniert. Eigentlich weiß er aber nur, was er denken und tun muss, damit sein Golfschlag funktioniert. Und dabei geht es ihm vornehmlich um die Steuerung des Ballfluges. Die hat aber mit der grundlegenden Schlagtechnik nur insofern zu tun, als die richtige Schlagtechnik die Voraussetzung für die richtige Ballsteuerung ist.

Dem Golflehrer ist diese Technik in die Wiege gelegt. Er führt sie von Anfang an richtig aus, ohne dass sie ihm von jemandem beigebracht worden wäre. Und genau deshalb kann er sie auch niemandem beibringen, der es nötig hat – also 95% seiner Schüler. Diesen wurde nämlich leider genau der falsche Umgang mit dem Schläger in die Wiege gelegt. Mit einem Schläger in den Händen machen sie automatisch genau das Gegenteil von dem was physikalisch richtig wäre. Und nur wenn sie dies erkennen und dann lernen, wie man es richtig macht, können sie zufriedene Golfer werden. 

Ohne dieses besondere Talent, einen Schläger intuitiv richtig zu handhaben, kann kein Mensch die Spielstärke erreichen, die man für die Zulassung zur Golflehrer-Ausbildung vorweisen muss. Aber leider führt dieses Können weder zum Wissen über die Mechanik des Golfschlages noch zu tieferem Verständnis der motorischen Probleme mittel- und minderbegabter Golfschüler. 

Ein normaler Golflehrer hat nicht einmal die Alltagsmechanik vollständig verstanden, noch weniger die Biomechanik, also funktionale Anatomie und „Neuro-Psycho-Sensomotorik“ studiert. Und vor diesem Hintergrund nützt ihm sein gutes Rüstzeug in Sachen Sport-Didaktik und –Methodik nur wenig. Er lehrt zwar vielleicht richtig. Aber leider das Falsche. Und so ist der Golfunterricht weltweit einfach eine sportdidaktische Katastrophe. 


Der Ruf der Golflehrer ist oft schlechter als sie es verdienen, aber ihre Kundschaft ist mehr damit beschäftigt, ihre Frustration zu bewältigen und sich auf dem Platz in gekünsteltem Gleichmut zu üben, als sich am eigenen „schönen Spiel!“ zu erfreuen. 

Dabei begeht der Laie dieselbe Sünde der Selbstüberschätzung wie sein Lehrer. Was dieser ihm erzählte, hat er für bare Münze genommen. Und so glaubt er nun fest daran, zu wissen „wie es geht“, und dass er nur noch tüchtig üben muss, um es auch zu können. 

Da die Belehrungen aber weitgehend falsch oder nutzlos sind, übt er zwar tüchtig aber leider das Falsche. Und wenn durch Zufall mal ein Schlag ganz leidlich gelingt, dann fühlt er sich auf seinem Weg und in seinen Gedanken bestätigt und irrt nur noch umso schlimmer in der Sackgasse der Selbstüberschätzung umher.

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