17.06.2011

Verkoppelung von Händen und Körper

Thomas Zacharias ©

Körper und Hände wirken oft auf seltsame Weise zusammen. Typisches Beispiel: Bei dem Versuch, die Füße nach außen zu drehen, machen spontan, ja oft unbewusst und gegen den eigenen Willen, die Hände mit. Zunächst hilft diese Synchronisierung. Nach einigem Üben kann man sie aber auch abstellen und bald beim Hüpfen auf der Stelle die Füße abwechselnd nach innen und außen drehen, während die Hände stillhalten. Schwierig wird es erst wieder, wenn die Hände genau das Entgegengesetzte der Füße machen sollen. 

Vorsicht: Jeder ernsthafte Erstversuch kann einen Lachkrampf auslösen. Ähnliche Dinge spielen sich unbemerkt im Alltag ab, und beim Golfschlag muss man sie erkennen und überwinden. Hier ist es Alltag, dass das Verhalten der Hände unerkannt den Körper steuert, ebenso wie umgekehrt. Da die Drehbewegung der Schultern und Arme mit den Händen verkoppelt sind, fängt auch die rechte Hand gleich oben am Ende des Aufschwungs damit an, den Schläger Richtung Ball zu drücken.Und dies ist in vielerlei Hinsicht fatal. Nicht nur weil die Streckkraft des Unterarms dann sofort verpufft, anstatt erst am Ball zur Wirkung zu kommen. 
Nein: Die Handfläche zeigt oben im Abschwung doch noch nach oben oder zur Seite und eben nicht zum Ball. Je nach Griff und Verdrehung zeigt die Handfläche sogar waagerecht nach vorne und schiebt den Schaft vom Körper weg. Und so wird der Schlägerkopf auf einen völlig falschen Weg gebracht. Er wandert zunächst vom Ziel weg und dann zum Boden rechts vom Ball sowie nach außen und muss dann durch Korrekturbewegungen in Armen, Rumpf und Beinen wieder auf Kurs gebracht werden, was aber niemals gelingt sondern nur schwache und krumme Schläge zur Folge hat. 

In dieses Syndrom muss also massiv („operativ invasiv“) eingegriffen werden. Die Zwangskopplung muss durchbrochen und durch eine technisch richtige Verkettung ersetzt werden. 
Dies direkt mit der Ausführung des vollen Schwungs zu verbinden, oder gar mit Schlägen nach dem Ball, ist unmöglich und folglich methodisch inadäquat, weil die Verkopplung ja ständig für gegenseitige Fehlerinduktionen sorgt. Es müssen ein paar Trockenübungen her, bis die rechte Hand wirklich gelernt hat, sich richtig zu verhalten, also hinter der Schwungbewegung zurückzubleiben und sich dann unabsichtlich, passiv elastisch zu strecken. Dabei entsteht in der Handfläche und in den Druckpunkten zwischen Fingern und Schaft dasselbe Gefühl wie vorher, nur dass das Handgelenk jetzt nicht früh aktiv gestreckt wird sondern lange dorsal zurückgebeugt verharrt. Der Druck kommt nun nicht mehr daher, dass die Hand drückt, sondern dass sie von der Trägheit des zurückbleibenden Schlägers gedrückt wird.

Ähnlich ist der Zusammenhang schon zwischen den Bewegungen der Hände und des Körpers beim Ausholen. Bleiben die Hände quer zur Schlagrichtung, werden sie also nicht um ihre Längsachse gedreht, so bringt dies wegen besagter Zwangskopplung ein Wandern des Beckens nach rechts und ein Kippen des Rumpfes und des Kopfes nach links mit sich. Die Ebene wird entsprechend steil. Soll dies in Richtung vertikalen Pivotierens korrigiert werden, so steuern die Hände dies, indem sie sich längs nach rechts drehen, das Schlägerblatt also deutlich öffnen und den Schläger mehr nach hinten als nach oben führen. Wird dieses Öffnen übertrieben, so wird die Schwungebene immer flacher, das Becken wandert zum Ziel, und der Rumpf kippt nach rechts. 
Und greift man hier mit Korrekturen an der Ebene und am Körper ein, dann bleibt das Verhalten der Hände (sogenannte Unterarmrotation) erhalten, ohne dass erkannt wird, dass es fehlerhaft ist, oder zumindest eine Fehlerquelle darstellt. Wer nämlich beim Ausholen das Schlägerblatt aufdreht, der muss es im Abschwung wieder zudrehen. Und dies ist eine Manipulation, die mehr oder weniger gut gelingen kann. Die Schlagfläche wird also niemals zuverlässig square am Ball ankommen. Sie ist entweder noch offen oder schon geschlossen. Es nützt also gar nichts, dass die linke Hand richtig greift, wenn sie dann nicht richtig geführt wird.

Der Sinn des Richtigen Greifens ist doch, dass die Hände in der richtigen Stellung zum Impakt kommen, ohne dass Manipulationen nötig werden. Bleibt also das Aufdrehen der Hände im Aufschwung erhalten, so zeigt die Schlägerkopf-Unterkante (leading edge) bei horizontalem Schaft nach oben, muss zum Ball hin also wieder square gestellt werden. Wenn sie dagegen beim Ausholen und am besten während des ganzen Schlages square bleibt, dann ist sie bei horizontalem Schaft (bei Auf- wie Abschwung) um 45° nach vorn gekippt. Das Geschlossen-Halten des Schlägerblattes (square to square) konnte sich nur deshalb bisher nicht durchsetzen, weil die Schüler wegen besagter Zwangskopplung beim ersten Versuch ja sofort Becken und Rumpf falsch bewegen und ihnen dann natürlich kein Schlag mehr gelingt.

Weltweite Konsequenz: Man arbeitet am Verhalten des Körpers und vernachlässigt die Hände, überlässt sie sich selbst. Das Zusammenwirken von Körper und Händen bleibt im Dunkeln, und die Hände erlernen die Erfüllung ihrer Aufgabe nie. Und was nützt die beste Körperarbeit, wenn die Hände sie nicht richtig auf den Schläger zu übertragen verstehen?! 

Dies sind die wichtigsten Argumente für meine These, dass Golfunterricht, der nicht die Schulung der Hände und die Auflösung ihrer Zwangsverkopplung mit dem Körper an den Anfang und in den Vordergrund stellt, kein motorisch-didaktisches Fundament hat und folglich trotz aller Fachkompetenz sachlich als zutiefst dilettantisch also unseriös zu bewerten ist.


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