19.06.2011

Was machen die Hände im Golfschwung ?

Ole Erdmann PGA Germany 

Das besondere am RS-Konzept ist die Tatsache, dass die Hände eine wichtige Funktion im Schlag erfüllen. Grundsätzlich soll ja der Schläger den Ball schnell und von oben kommend treffen. Dies ist nur möglich, wenn ein Winkel von ca. 90° zwischen linkem Arm und Schläger besteht. Dieser Winkel soll nicht am oberen Umkehrpunkt des Schwunges gemessen werden, sondern etwa  45° vor dem Treffpunkt.



Dieser Winkel ermöglicht dem Spieler einerseits von oben kommend zu schlagen und so die gefürchteten flachen und tiefen Treffer zu vermeiden. Zum anderen nimmt die Schlägerbeschleunigung erheblich zu.  Alle Profispieler haben diesen Winkel und sind in der Lage, damit die gewünschte Schlaglänge und Genauigkeit zu erzielen. Bei Amateurgolfern sieht diese Position eher anders aus.

Diese Beobachtung der richtigen Schlagtechnik der Profis ist quasi die Grundlage für diese Methode geworden. Thom Zacharias fragte sich immer, warum diese Bewegung so selten bei Amateuren zu sehen war und musste feststellen, dass diese gar nicht direkt gelehrt wird. Vielmehr soll diese Position durch die richtige Koordination der Körperbewegung und passiv gehaltene Hände entstehen. Als Golflehrer ist es schwer, sich einzugestehen, dass es nur bei den allerwenigsten seiner Schüler so funktioniert.

Daher bin ich auch so begeistert von dem Weg, den Thom Zacharias uns bereitet hat.

Warum nimmt die Beschleunigung denn so dramatisch zu, wenn man richtig schlägt? Dazu muss man etwas Vorstellungskraft besitzen und folgende Fakten kennen:


1. Die maximale Geschwindigkeit des Schlägerkopfes soll am Ball erreicht werden.
                
2. Die maximal erzielbare Geschwindigkeit ist an dem Punkt erreicht, wo die rechte Hand sich gestreckt hat und somit linker Arm und Schläger etwa eine Linie bilden.  
                               
3. Die Streckbewegung des rechten Handgelenkes dauert etwa ein Drittel so lang wie der gesamte Abschwung.


Daraus folgt, dass die Streckung erst im letzten Drittel des Abschwunges beginnen darf, also 45° vor dem Treffen.

Folgende Zeichnungen können helfen zu verstehen, wie der 90° Winkel bei der Beschleunigung hilft. Wenn man ohne Winkel im Handgelenk schlägt wie auf dem linken Bild, dann entsteht bei gleicher Armgeschwindigkeit zum rechten Bild nur eine Schlägerkopf-geschwindigkeit von 75km/h. 
Nutzt man nun den Lagwinkel von 90°, so verdoppelt sich der Weg des Schlägers und folglich die SKG ebenfalls!



Und noch eine Tatsache ist in der Zeichnung zu erkennen: Rechts trifft der Schlägerkopf von weiter oben, also steiler auf den Ball als links. Das hilft, dünne und fette Fehltreffer zu vermeiden, und sorgt obendrein für mehr Drall.

Nun gibt es noch eine weiteres Bonbon dieser richtigen Schlagtechnik: 
Durch den Winkel befindet sich der Schläger näher am Spieler und verhält sich in der Beschleunigungsphase dadurch weniger träge. Mit anderen Worten man kann schneller schwingen oder mit weniger Kraftaufwand.

Das bedeutet natürlich einen großen Vorteil in der erzielbaren Höchstgeschwindigkeit. Kräftige Golfer schlagen so weiter, und schwächere Personen müssen weniger Kraft einsetzen.

Den Körper schneller um seine eigene Achse zu drehen beschleunigt auf den ersten Blick auch. Vor allen Dingen fühlt es sich so an. Allerdings ist das eine Sackgasse, weil ein schnelleres Drehen des Körpers die Fliehkräfte im Schwung steigert. Diese Scheinkraft wirkt dann fatal auf den Winkel. Dieser wird zu früh geöffnet und die Vorteile schwinden. Wenn man überhaupt von Fliehkraft als unterstützende Funktion sprechen möchte, dann jedenfalls erst im letzten Drittel des Abschwunges.

Daher empfiehlt Thom Zacharias auch, den Abschwung langsam (!) zu beginnen und kontinuierlich zu beschleunigen. So entsteht zunächst wenig Fliehkraft, und die Trägheit des Schlägerkopfes erhält den Winkel im rechten Handgelenk. Dieser Winkel ist elementar für Weite und Treffgenauigkeit. Frühes Schlagen ist als falsch zu bezeichnen, da es nicht zu dem gewünschten Erfolg führt. Hier ein stellvertretendes Beispiel, wie man es häufig sieht:


Der Winkel den man sieht, ist gar keine Rückbeugung (dorsal) der rechten Hand mehr, sondern nur noch der Knick zwischen Armen und Schaft, der schon beim Ansprechen herrscht (radial).
Man sieht an den Muskeln im linken Arm, dass die Spielerin schon dabei ist, eine zu frühen Kontakt mit dem Boden zu verhindern, indem sie den Schläger nach oben zieht.
Die Streckkraft der Hände (vor allem der Rechten) ist also längst verpufft, wenn der Schlägerkopf am Ball ankommt. Wenn der Fehler nicht angegangen wird, suchen die betroffenen Spieler mehr Schlagkraft in noch schnellerer Körperdrehung. Aber dadurch ist nichts gewonnen. Es entstehen nur weitere Fehler und gesundheitliche Gefährdung.
An diesem Missstand setzt meine Lehrarbeit an.


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