21.06.2011

Das Richtige Schlagen

Thomas Zacharias ©

Dies ist ein Modell für den richtigen und dennoch einfachstmöglichen Golfschlag. Es gilt im Prinzip vom Chip bis zum Drive, im Bunker und im Rough. Griff, Stand und Ebene werden als richtig vorausgesetzt.
Der ambitionierte Freizeitgolfer muss sich bemühen, bei jedem Schlag und in jeder Lage die entscheidenden Dinge immer wieder genau gleich zu machen.


Abb 1: Ansprechen
Die Haltung ist dem Impakt möglichst ähnlich:
Das Becken ist leicht nach links geschoben und nach rechts gekippt.
Der Kopf ist leicht nach rechts geneigt und gewendet (Im Bild etwas übertrieben). So hält der Kopf die Hauptdrehachse (Rumpf) während des ganzen Schlages in Stellung.
So vermeidet man das Vordrängeln der rechten Schulter und das Nach-Links-Kippen der linken Schulter. Und so befreit man das Ausholen nach hinten oben und erleichtert das leichte Nach-Links-Schieben des Beckens vor Beginn des Abschwungs.
Das linke Handgelenk ist gestreckt und der Handrücken zeigt zum Ziel.
Der linke Arm zeigt senkrecht nach unten auf Höhe der Stelle, wo der Durchschwung des Schlägerkopfes seinen tiefsten Punkt haben soll: Direkt vor dem linken Fuß und klar links vom Ball (Ausnahme Driver vom Tee).
Je nach Schläger-Typ (-Länge) liegt der Ball mittig oder rechts oder links von der Mitte, und so steht der Schlägerschaft mehr oder weniger zum Ziel hin geneigt.
Die rechte Hand greift niemals von unten sondern eher von der Seite, besser noch etwas von vorn-oben.

Der Zugriff ist während des ganzen Schlages weder locker noch kraftvoll, sondern angenehm fest, elastisch sicher.
Diese Ansprechhaltung suggeriert, zuerst auf den Ball und dann erst auf den Boden zu treffen.



Abb 2: Ausholen
Die Bewegung ist fließend aber gemächlich.
Kopf und Körpergewicht werden zentriert stillgehalten. Nicht krampfhaft sondern in natürlicher Absicht. Bewusst wird nur der linke Arm geführt. Sein Ellbogen ist gestreckt.
Der Winkel in der linken Schulter (also zwischen Arm und Brust) schließt sich spontan von ca. 60 auf ca. 30°.
Der Rumpf, also Schulter- und Beckenachse, drehen spontan mit.
Bewusst wird nur das rechte Handgelenk zum Handrücken hin zurückgebeugt.Und zwar nur um ca. 30°, also um ein Drittel. Das linke Handgelenk bleibt plan und folgt dem was die Rechte tut.



Abb 3: Umkehren
Die Bewegung bleibt gemächlich, fast zögerlich. Kein plötzlich entschlossenes Zuschlagen!
Der Schläger wird weder nach hinten geworfen noch nach vorne gedrückt, sondern:

Das rechte Handgelenk wird bewusst um ein weiteres Drittel, also auf ca. 60° zurückgebeugt. (Dies muss vor dem Spiegel eingeübt werden.)
Bewusst wird nur der linke Arm wieder abwärts geführt.
Rumpf und Beine unterstützen dies spontan und ohne Anstrengung. Das Becken sollte dabei etwas nach links geschoben werden.



Abb 4: Abschwingen
Auch der Abschwung, ja das ganze Schlagen, ist eine gemächliche Beschleunigung. Die rechte Schulter muss dabei zurückgehalten werden, der ganze Rumpf muss nach rechts geneigt bleiben.
Während der linke Arm in die Senkrechte zurückdreht und der Winkel in der linken Schulter sich wieder öffnet, wird das rechte Handgelenk bewusst weiter zurückgebeugt.
Nach zwei Dritteln (2/3) des Abschwungs erreicht es erst seine volle Beugung, also 90 bis 105°.
Der linke Arm zeigt in diesem Moment schon um 45° nach rechts unten. Der rechte Ellbogen wird dabei gebeugt vor die rechte Hüfte gezogen.
Durch die volle Rückbeugung entsteht in den Muskeln des rechten Unterarmes eine Vorspannung, die eine hochschnelle Streckung des Handgelenkes und damit eine plötzliche Beschleunigung des Schlägerkopfes erst möglich macht.
Wenn diese Streckung zu weit oben, also „zu früh“ erfolgt, ist der Schlag unweigerlich misslungen. 



Abb 5: Pre-Impakt
Wenn der linke Arm auf den Ball zeigt, liegt der Schlägerschaft beim richtigen Schlagen noch 15-30° vor der Senkrechten. Sonst ist der Schlag „geschaufelt“ oder „gelöffelt“. Der tiefste Punkt des Durchschwunges liegt dann rechts vor dem Ball, das Treffen ist „fett“ oder „dünn“ anstatt „sauber“
Seit einiger Zeit schon ist uns klar, dass es nicht darum geht, das Händegelenk so schnell wie möglich zu strecken, also zum "Durchpeitschen" zu bringen. Wichtig ist vielmehr, dass der Schaft beim Impakt mit dem Ball noch leicht zum Ziel hin geneigt ist, während der linke Arm schon senkrecht nach unten (vor die linke Fußspitze) zeigt. Das rechte Handgelenk ist also auch hier noch deutlich nach hinten (dorsal) gebeugt. Die Arme ziehen also die Hände ins Ziel, und das überträgt sich als Druck der rechten Hand auf den Schaft, wodurch beim Impakt nicht nur Masse und Geschwindigkeit des Schlägerkopfes die Kraft des Schlages auf den Ball bestimmen, sondern auch der massive Druck der ganzen Körpermasse auf den Ball. Dies wäre nicht möglich, wenn der Schlägerkopf die Stellung der Arme schon vor dem Impakt überholt hätte.
Wer das nicht kann, weil die rechte Hand immer wieder zu früh aktiv wird, der muss lernen, diese Hand zu zähmen und zurückzuhalten und all seine Anstrengung in den Durchschwung der Arme zu stecken. Dies ist der Kerngedanke von RS-2.0.

Ernie Els Driver

Abb 6: Impakt
Je kürzer der Schläger, desto weiter links vom Ball liegt der tiefste Punkt des Durchschwungs, also desto weiter befinden sich die Hände bereits vor dem Ball. Nur bei den Hölzern sind die Hände beim Impakt genau über dem Ball und nur beim Drive vom hohen Tee sind die Hände beim Impakt sogar leicht hinter dem Ball.


Abb 7: Post-Impakt
Der Schläger wird nicht weiter beschleunigt. Die rechte Hand arbeitet nicht weiter, drückt nicht über die Streckung hinaus auf den Schläger. Der Schläger wird nach dem Impakt sofort erheblich langsamer und überholt die Hände erst, wenn der linke Arm schon um ca. 20° nach links zeigt.alles eine folge der Tatsache, dass die rechte Hand nicht aus Gelenk und Unterarm auf den Schläger drückt, sondern ihn sogar davor zurückhält, Hände und Arme zu überholen. Das scheint paradox - is aba so...
Anstatt dass das linke Handgelenk im Finish überstreckt (dorsal beugt), werden beide Handgelenke um die Längsachse ihrer Unterarme gedreht, sodas die Beugung im Finish in beiden Händen radial verläuft, also zu den Daumen hin.
 


Abb 8: Ausschwung
Schläger und Arme werden sehr schnell langsam und schwingen aufwärts, weil es nach einem gelungenen Abschwung nicht anders geht.



Abb 9: Finish
Man muss nicht bis an die Grenzen der eigenen Gelenkigkeit ausschwingen oder eine theatralisch Pose anstreben. Hauptsache sind Gleichgewicht und Kontrolle.



3 Kommentare:

  1. Hallo Herr Zacharias, das sieht graduell anders auch als im Buch zum Richtigen Schlagen beschrieben. Während dort das Stillhalten des Körpers beschworen wurde, las ich es bereits einige Zeit später in einem Blog von Ihnen anders. Dort wurden Ausgleichsbewegungen zugestanden und hier jetzt das leichte Verschieben des Beckens nach links beim Beginn des Abschwungs propgiert. Das finde ich praxisgerecht.Kleine Unterschiede, aber didaktisch ist eine präzise Beschreibung zu fordern, sonst leiden Ernsthaftigkeit bzw. Anspruch. U.Zind

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  2. Hallo Herr Zacharias,

    vielen Dank für Ihre Hinweise. Ich bin spiele seit Jahren sehr leidenschaftlich Golf. Leider habe ich mangels Zeit und Trainingsmöglichkeit meinen Schwung/Schlag nie stabilisieren können. In Bezug auf Training und Schwungtechnik bin ich absoluter Pragmatiker. Hauptsache es hilft.
    Als ich gestern Ihre drei Punkte (Stand, liker Arm, Handgelenkbeugung) ausprobiert habe, hatte ich das erste mal das Gefühl die Bewegung reproduzieren zu können und meinen Slice in den Griff zu bekommen. Ich werde bei meinen Trainingsmöglichkeiten wohl kein Single Handicapper mehr werden - einigermaßen kontrollierter Ballflug mit einfachem Schwung macht aber viel mehr Spaß. Danke! Marc

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  3. Guten Abend Herr Zacharias,
    worin begründet sich die Abfolge der Beugungen des rechten Handgelenks? Insbesondere betrifft meine Frage die (weitere)30 Grad Beugung zu Beginn des Umkehrens.
    Schöne Grüße vom kalten Deutschland ins warme Lanzarote.
    U.Zind

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