13.08.2020

5. Todsünde im Golfunterricht – Kopfstillhalten verwerfen

Thomas Zacharias ©

Nach 100 Jahren Kopfstillhalten sind die Golflehrer dieser Welt Anfang des Jahrtausends plötzlich zu dem Schluss gekommen, dass dieses Vorgehen ein technischer Fehler ist und oben drein zu Beschwerden und Verletzungen im Bereich der Schultern und Halswirbel führt. So haben sie auch noch das Einzigrichtige an der traditionellen Golfschlag-Didaktik verplempert. Denn:

Das Stillhalten ist technisch notwendig und führt keineswegs zu Fehlbelastungen der Anatomie. Das Fehlerhafte und Schädliche ist allein das KRAMPFHAFTE.

Verhält man sich locker und führt die Schlagbewegung geschmeidig aus, so kann die Nase problemlos nach unten zeigen, bis sie von der rechten Schulter ins Finish mitgenommen wird. Dabei kommt es zu keinerlei unnatürlicher Haltung oder Verrenkung.

Eilt man mit Blick und Gesicht aber dem Schlag voraus und dem Finish entgegen, um nur ja nicht das Bild zu verpassen, wie der Ball im Teich versinkt, so vergrößert sich der Abstand der linken Schulter zum Ball, die Orientierung geht verloren und es entstehen Fehltreffer und Scheinkorrekturen. Das ist kein Mythos sondern knallharte, schmerzliche Alltags-Realität!

Das Freigeben der Kopfstille erlaubt es der rechten Schulter auch, sich nach vorn-links zu bewegen, so dass die Brust sich zum Ziel hin öffnet und der Schlägerkopf sich vom Körper entfernt: Fürchterliche Sockets drohen! Und damit unzählige erfolglose Korrekturversuche.

Es hängt aber technisch noch viel mehr am Stillhalten des Kopfes. Im Kopf sitzen ja das Zentrum unserer körperlichen Selbstwahrnehmung und der Gleichgewichtssinn. Und da es beim Golfschlag darum geht, den Körper still im Gleichgewicht und in einer bestimmten Position zu halten, ist es sinnvoll, beim Kopf damit anzufangen. Man nehme sich zum Vorbild die Balletttänzer, die bei ihren Pirouetten so lange wie möglich einen bestimmten Punkt in der Umgebung fixieren, während der Körper immer weiter dreht, bis sie den Kopf ganz schnell hinterherdrehen, um so bald wie möglich wieder jenen ausgewählten Punkt fixieren zu können.

Wie beim Golfschlag kommt auch hier ein biomechanischer Aspekt zur Geltung, der von der Fachwelt überhaupt noch nicht erkannt worden ist. Nämlich wie der Körper innere Drehkräfte generiert, indem er Körperteile gegeneinander bewegt, also in entgegengesetzte Richtungen. So wird die Schultergürtel-Drehung gerade dadurch kraftvoller, dass Kopf und Wirbelsäule stillgehalten werden, also eigentlich gegen die Schwungrichtung bewegt werden. Da wirken Kräfte, die den Körper innerlich verwringen und von denen niemand etwas merkt. Schon gar nicht bei all dem, was das Bewusstsein beim Golfen sonst noch zu verarbeiten und zu bewältigen hat.

 

Beim Ausholen darf der Kopf sich etwas nach rechts verschieben. Beim Durchschwung aber und bis ins Finish muss er an seinem Platz bleiben.

 

Was dem Bewegungsapparat schadet, sind voll angespannte Muskeln, welche die (in lockerem Zustand) durchaus vorhandene Beweglichkeit dermaßen einschränken, dass Wirbel, Bandscheiben und Stützgewebe (Bänder und Sehnen) überlastet werden und fast zwangsläufig Schaden nehmen.

Muskeln die immer wieder technisch falsch anspannt werden, verspannen und verhärten mit der Zeit. Und dadurch erst wird die Wirkung ihres Fehlverhaltens immer schädlicher. Es kommt zu scheinbar traumatischen, in Wirklichkeit aber chronisch bedingten Verletzungen.

Die Prävention darf nun nicht darin bestehen, dem Kopf technisch falsche Bewegungen zu erlauben oder gar falsche Anweisungen zu geben. Sie muss darin bestehen, langsame, mühelose, fließende Bewegungen zu lehren. Und zwar technisch richtige.

Dann aber (und nun kommt ’s) weiß der Schüler nicht mehr, wie er den Schlägerkopf wunschgemäß beschleunigen soll. Die tüchtige, schnelle Rumpf- und Schulterdrehung ist ja leider die einzige Kraftquelle die er kennt, solange er nichts vom „Richtigen Schlagen“ weiß, also vom richtigen Umgang der Hände mit dem Schläger. Hat er diesen (siehe Todsünde 7) aber erst einmal gelernt, so ist der Golfschlag kein krankmachender Ganzkörper-Kraftakt mehr, sondern ein gesundes, ja Gesundheit bringendes Spiel mit den natürlichen Teilkräften seines Bewegungsapparates.

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