17.09.2020

9. Todsünde im Golfunterricht – Schulterdrehung Forcieren

Thomas Zacharias ©

Immer wieder höre ich Golflehrer beteuern, wie wichtig die Drehung des Schultergürtels sei. Sie glauben im Ernst, von einem tüchtigen Drehen des Oberkörpers hingen gelungene Schläge ab. Das Gegenteil ist der Fall. Sie wissen nicht, dass die Drehung des Schultergürtels beim Könner gegen Ende des Abschwungs immer langsamer wird. Und das hat einen Grund und einen Zweck.
Die Drehung wird langsamer, weil das oben beschriebene Abspreizen der Arme von der Brust weg einer Kraft gehorcht, die (ebenso wie das Durchpeitschen des Schlägers) eine Rückwirkung hat. Sie übernimmt nämlich den Drehimpuls des Rumpfes und der Schultern und reduziert diesen dadurch. Also: Je mehr die Hände mit den Armen, aus den Schultern heraus, zum Ziel geschoben werden, desto mehr wird die Drehung des Schultergürtels als ganzer verlangsamt. Das ist der unvermeidbare Grund.
Der Zweck ist der, dass der Schultergürtel nicht vor dem Treffen des Balles über die Ansprechposition hinausdreht, die Brust sich nicht zu früh zum Ziel wendet, die rechte Schulter also nicht schon vor diesem Moment nach vorne drängeln kann. Das würde nämlich dazu führen, dass Hände und Schlägerkopf leicht nach außen gedrängt werden, so dass der Ball mit dem Socket (Schaft-Ende im Schlägerkopf) getroffen wird, und der Durchschwung von außen nach innen verläuft, was zum Pull bzw. Slice führt.

 


Je mehr man die Drehung des Schultergürtels forciert, desto schwerer wird es, den linken Arm von der Brust abzuspreizen. Da dies aber technisch erforderlich, ja unerlässlich ist, muss der Spieler sich dazu entschließen, die Schulterdrehung zugunsten dieses Abspreizens zurückzuhalten, bis der Ball getroffen wurde. Erst danach kann er der Wucht des Schwungs nachgeben und sich ins Finish ziehen lassen. Diese Zurückhaltung wird am sichersten durch die Kopfsteuerung besorgt. Und zwar genau in dem Momente, wo der Laie sich in der Schulterdrehung verausgabt und entsprechend den Kopf tüchtig in Richtung Ziel wendet, bleibt das Gesicht beim Könner nach unten gerichtet, womit die Schultergürteldrehung zurückgehalten und dadurch der Armschwung forciert wird.

Ebenso beteuern die Experten übrigens, wie wichtig es sei, die Gürtelschnalle zum Ziel zu wenden. Dies ist aber eine technische Finesse, die nun im normalen Golfunterricht überhaupt nichts zu suchen hat. Daran zu arbeiten ist für Laien nicht einfach Zeitverschwendung sondern der direkteste und sicherste Weg in die Hölle, denn es forciert die Drehung des Schultergürtels zu früh, solange man diese Verwringung um Rumpf nicht wirklich beherrscht.

 

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