09.09.2020

7. Todsünde im Golfunterricht - Falsche Handarbeit

Thomas Zacharias ©

Als ich anfing, die Fachwelt darauf aufmerksam zu machen, dass die Hände der allermeisten Hobbygolfer völlig falsch arbeiten, wussten die meisten Experten überhaupt nicht, wovon ich redete. Sie dachten und belieben weiterhin zu meinen, dass die Hände nichts anderes zu tun bräuchten, als den Schläger richtig zu halten. Der Rest käme dann ganz automatisch. Genau das ist ja auch ihre persönliche Erfahrung, bei welcher das Bewusstsein davon fehlt, was ihre Hände spontan und eben unbewusst richtig machen.
Zum richtigen Halten gehört zweifellos der richtige Griff, also die Stellung der Hände am Schlägerschaft. Aber der möglichst geringe Druck, mit dem der Schläger angeblich anzupacken sei, ist eine Farce. Wenn man den Schläger hält, „als hätte man es mit einem lebendigen Kanarienvogel oder einer offenen Zahnpastatube zu tun“, dann würden sich die Handgelenke während des Schwungs ganz von alleine richtig verhalten – so das Credo in der Fachwelt. Tatsache aber ist das krasse Gegenteil! Auf diese Weise kann man einfach keine Kontrolle über Schlägerweg und Blattstellung gewinnen. Die Könner merken nicht, wie sie das mit den Händen machen. Und solange sie dafür blind also gefühllos sind, zur Selbstwahrnehmung unfähig, können sie keine Experten werden und dürften sie keinen Unterricht erteilen. Denn das Verhalten der Hände ist das wichtigste, gänzlich unerlässliche Requisit (lat.: Erfordernis) für einen jeden gelungenen Golfschlag.

Das ergibt sich schon aus der einfachen Logik, dass die Hände die Aufgabe haben, die Kräfte von Beinen, Rumpf, Schultern und Armen auf den Schläger zu übertragen. Und wenn die Hände dabei schlapp machen oder Fehler begehen, kann der Schlag nicht gelingen. Fehler der Hände können durch keine Korrektur am Verhalten von Beinen, Rumpf, Schultern und Armen kompensiert werden. Dies wird aber von durchweg allen Golflehrern und Schülern dieser Welt ständig, stur und unverdrossen versucht. Tatsache ist:
Der Körper kann viele Bewegungen im Rahmen des Richtigen frei gestalten – solange die Hände alles richtig machen, entstehen immer noch anständige Schläge. Wenn aber die Hände etwas falsch machen, dann ist alles was der Rest des Körpers macht nutzlos und auch noch fehlerbehaftet.
Und so basteln die meisten armen Amateure verzweifelt am Verhalten ihres Körpers herum und merken nicht, dass es die Hände sind, die ihre Aufgabe nicht beherrschen und so alle Bemühungen verderben.

Ja! Die Könner, die machen noch bessere Schläge, wenn sie ihre Körperarbeit (vor allem mit Beinen und Hüften) verbessern. Sie machen ja mit Schultern und Händen schon alles richtig. Aber deshalb dürfen sie doch diese Arbeit am Körper nicht ihren Schützlingen nahelegen oder gar abverlangen! Amateure müssen zuerst einmal ihre Hände schulen, ja erziehen. Denn diese ihre Hände sind zutiefst ungeschickt im Umgang mit Werkzeugen aller Art – erst recht mit einem langen Gerät wie dem Golfschläger. Und trotz ihrer Tollpatschigkeit sind diese Hände eigenmächtig, mutwillig, schlampig, störrisch, despotisch und am Anfang scheinbar unbelehrbar. Am Ende meist leider auch...
Um sie richtig zu belehren, muss man wissen, was richtig ist. Nämlich dass die Hände beim Könner gemeinsam ein Gelenk bilden, das Händegelenk. Und hier im Händegelenk setzen sie vor dem eigentlichen Schlagen einen Winkel zwischen linkem Arm und Schlägerschaft – mindestens 90°, höchstens 105. Die Hände holen also irgendwo und irgendwann mit dem Schläger aus, sie setzen einen Winkel, während sich der Körper (Beine, Hüften, Wirbelsäule, Schulterachse und Arme) aufdreht. Und dann, irgendwann, irgendwo im Abschwung wird dieser Winkel im Händegelenk wieder aufgelöst, wird das Gelenk wieder fast in die Streckung gebracht.

Während dieser Streckbewegung erreicht der Schlägerkopf irgendwo seine höchstmögliche Geschwindigkeit. Und beim Könner geschieht das natürlich genau dann wenn (und da, wo) der Schlägerkopf auf den Ball trifft. Vor diesem Moment ist der Schlägerkopf deutlich langsamer, und danach auch gleich wieder. Es kommt also alles darauf an, dass man diese Schwungphase ziemlich genau in Ballnähe erreicht.
Golflehrer machen sich keine Gedanken darüber, wie man das bewerkstelligt. Sie machen es einfach. Ja, sie können es gar nicht anders als richtig. Ihre Schüler aber können alles andere – nur nicht richtig! Und beide erkennen den Unterschied nicht, denn sie wissen nichts von Timing.
Sie wissen nicht, dass man die Drehung des Körpers und den Durchschwung der Arme unbedingt richtig mit dem Beugewinkel im Händegelenk koordinieren muss.

Diese zwei Bewegungen dauern nämlich nicht gleich lang und finden deshalb auch nicht gleichzeitig statt. Vielmehr dauert der Abschwung der Arme mehr als dreimal so lange wie die Streckbewegung des Händegelenks. Und folglich darf die Streckbewegung des Händegelenks (die nie zur vollen Streckung führen darf - der Schläger wird also nie durchgepeitscht!) unweigerlich erst im letzten Drittel des Abschwungs der Arme stattfinden. Folglich ist der Winkel im Händegelenk noch voll gesetzt (-90°), wenn der linke Arm schon um 45° nach rechts unten zeigt.

(Siehe unbedingt genau folgendes Foto eines wahren Könners!)

 


Dabei geht es nicht nur darum, dass man genau den Moment erwischt, wo der Schlägerkopf am schnellsten ist. Das ist nebensächlich. Es geht vielmehr darum, dass der Schlägerkopf nur so auf den richtigen Weg zum Ball findet. Also ist das Timing sowohl eine Frage des Tempos und der Länge, als auch des richtigen Weges zum Ball und der richtigen Stellung des Schlägers (Schaft und Blatt) beim Treffen des Balles.

 

Kurz: Normale Golfschüler geben die Beugung des Händegelenk durchweg viel zu früh auf. (Frauen vornehmlich im ersten Drittel, Männer im zweiten Drittel des Abschwungweges). Schlimmer: Sie versuchen Kraft und Tempo in den Schläger zu packen und dabei den Schlägerkopf möglichst genau zum Ball zu führen. Aber wenn man weit oben im Abschwung den Schläger zum Ball drücken will, dann drückt man ihn de facto zunächst nach oben und dann nach recht und nach vorne vom Körper weg (also zum Socket) und – weiter unten im Durchschwung – anstatt zum Ball leider in den Boden vor ihm („fett“). Und genau um diese ärgerlichen Fehltreffer zu verhindern, versuchen sie alles um den Bodenkontakt zu vermeiden. Deshalb also sind ihre Schläge schwach und kurz und krumm. Dünn oder fett, getoppt oder vergraben. Mit Spitze oder meist Ferse getroffen. Zu flach oder zu hoch und mit ausgeprägtem Rechtsdrall. Alles wegen eines einzigen Fehlers und all seiner falschen „Korrekturen“: Des frühen, „Falschen Schlagens“.

Vergleichen Sie das Bild in der Mitte dieser zwei Poster aus dem Jahre 1993, um zu erkennen: Der Könner hält den Winkel im Händegelenk noch bei ca. 90°, wenn sein linker Arm schon um 45° nach rechts unten zeigt, während die Laien hier alle schon fast die volle Streckung erreicht haben. Und dies trifft auf alle Spieler mit Hcp. schlechter als -20 zu - mindestens.

 


Ich werde nie vergessen, wie ich innerlich gejubelt habe, als ich beim Sichten der Videoaufnahmen diesen bereits vermuteten Unterschied bewiesen sah.

Anstatt nun diese Todsünde zu erkennen und die Ursachen zu bearbeiten, basteln die Golflehrer an allerlei sekundären Bewegungen oder am Griff herum. Die Folge: Das Chaos wird nur noch größer, die Kunden nur noch verzweifelter.
Das erinnert an den „grünen“ Wahnsinn „Biosprit“, welcher die Umwelt nur noch mehr belastet und zerstört, anstatt sie zu retten. Und ebenso wahnsinnig sind e-Autos. Allein die Umweltzerstörung für die Gewinnung der Rohstoffe für die Batterien werden bald größer als alles was die Benziner und Diesel bis heute angerichtet haben.

Wie das mit den Händen und dem Durchschwung im Genaueren funktioniert, betrachten wir in Teil 2 (Lernweg). Jedenfalls steht und fällt jeder Golfschlag mit der Ausführung der Handarbeit, denn kleinste Fehler der Hände verursachen ihrerseits einen Rattenschwanz an weiteren Fehlern. Den Begriff des „Richtigen Schlagens“ habe ich geprägt, um auf die allumfassende Bedeutung der richtigen Handarbeit aufmerksam zu machen.

Merke: Wenn die Hände sich falsch verhalten, entstehen Kräfte, die es dem Körper unmöglich machen, sich richtig zu verhalten. Das liegt am ehernen Gesetz „actio = reactio“. Es ist also völlig sinnlos, ja zerstörerisch, dem Körper Bewegungen abzuverlangen, die wegen der falschen Handarbeit physikalisch gar nicht möglich sind. Eben weil die Hände mit dem Schläger Kräfte generieren, die zurückwirken auf den Körper und in ihm Reaktionen hervorrufen, die dem einfachsten Golfschlag fatal zuwiderlaufen.  

Der Körper kann die richtigen Bewegungen erst ausführen und erlernen, wenn die Hände sich richtig verhalten. Deshalb ist jeder andere Lernweg Unfug.

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