Thomas Zacharias ©
Als ich anfing, die Fachwelt darauf
aufmerksam zu machen, dass die Hände der allermeisten Hobbygolfer
völlig falsch arbeiten, wussten die meisten Experten überhaupt
nicht, wovon ich redete. Sie dachten und belieben weiterhin zu
meinen, dass die Hände nichts anderes zu tun bräuchten, als den
Schläger richtig zu halten. Der Rest käme dann ganz automatisch.
Genau das ist ja auch ihre persönliche
Erfahrung, bei welcher das
Bewusstsein
davon fehlt, was ihre Hände spontan und eben unbewusst richtig
machen.
Zum richtigen Halten gehört zweifellos der
richtige Griff, also die Stellung der Hände am Schlägerschaft.
Aber
der möglichst geringe Druck, mit dem der Schläger angeblich
anzupacken sei, ist eine Farce. Wenn man den Schläger hält, „als
hätte man es mit einem lebendigen Kanarienvogel oder einer offenen
Zahnpastatube zu tun“, dann würden sich die Handgelenke während
des Schwungs ganz von alleine richtig verhalten – so das Credo in
der Fachwelt. Tatsache aber ist das krasse Gegenteil! Auf diese
Weise
kann man einfach keine Kontrolle über Schlägerweg und
Blattstellung
gewinnen. Die Könner merken nicht, wie sie das mit den Händen
machen. Und solange sie dafür blind also gefühllos sind, zur
Selbstwahrnehmung unfähig, können sie keine Experten werden und
dürften sie keinen Unterricht erteilen. Denn das Verhalten der
Hände
ist das wichtigste, gänzlich unerlässliche Requisit (lat.:
Erfordernis) für einen jeden gelungenen Golfschlag.
Das
ergibt sich schon aus der einfachen Logik, dass die Hände die
Aufgabe haben, die Kräfte von Beinen, Rumpf, Schultern und Armen
auf
den Schläger zu übertragen. Und wenn die Hände dabei schlapp
machen oder Fehler begehen, kann der Schlag nicht gelingen. Fehler
der Hände können durch keine Korrektur am Verhalten von Beinen,
Rumpf, Schultern und Armen kompensiert werden. Dies wird aber von
durchweg allen Golflehrern und Schülern dieser Welt ständig, stur
und unverdrossen versucht. Tatsache ist:
Der Körper kann
viele Bewegungen im Rahmen des Richtigen frei gestalten – solange
die Hände alles richtig machen, entstehen immer noch anständige
Schläge. Wenn aber die Hände etwas falsch machen, dann ist alles
was der Rest des Körpers macht nutzlos und auch noch
fehlerbehaftet.
Und so basteln die meisten armen
Amateure verzweifelt am Verhalten ihres Körpers herum und merken
nicht, dass es die Hände sind, die ihre Aufgabe nicht
beherrschen
und so alle Bemühungen verderben.
Ja! Die Könner, die
machen noch bessere Schläge, wenn sie ihre Körperarbeit (vor allem
mit Beinen und Hüften) verbessern. Sie machen ja mit Schultern und
Händen schon alles richtig. Aber deshalb dürfen sie doch diese
Arbeit am Körper nicht ihren Schützlingen nahelegen oder gar
abverlangen! Amateure müssen zuerst einmal ihre Hände schulen, ja
erziehen. Denn diese ihre Hände sind zutiefst ungeschickt im
Umgang
mit Werkzeugen aller Art – erst recht mit einem langen Gerät wie
dem Golfschläger. Und trotz ihrer Tollpatschigkeit sind diese
Hände
eigenmächtig, mutwillig, schlampig, störrisch, despotisch und am
Anfang scheinbar unbelehrbar. Am Ende meist leider auch...
Um
sie richtig zu belehren, muss man wissen, was richtig ist. Nämlich
dass die Hände beim Könner gemeinsam ein Gelenk bilden, das
Händegelenk. Und hier im Händegelenk setzen sie vor dem
eigentlichen Schlagen einen Winkel zwischen linkem Arm und
Schlägerschaft – mindestens 90°, höchstens 105. Die Hände holen
also irgendwo und irgendwann mit dem Schläger aus, sie setzen
einen
Winkel, während sich der Körper (Beine, Hüften, Wirbelsäule,
Schulterachse und Arme) aufdreht. Und dann, irgendwann, irgendwo
im
Abschwung wird dieser Winkel im Händegelenk wieder aufgelöst, wird
das Gelenk wieder fast in die Streckung gebracht.
Während
dieser Streckbewegung erreicht der Schlägerkopf irgendwo seine
höchstmögliche Geschwindigkeit. Und beim Könner geschieht das
natürlich genau dann wenn (und da, wo) der Schlägerkopf auf den
Ball trifft. Vor diesem Moment ist der Schlägerkopf
deutlich langsamer, und danach auch gleich wieder. Es kommt also
alles darauf an, dass man diese Schwungphase ziemlich genau in
Ballnähe erreicht.
Golflehrer machen sich keine Gedanken
darüber, wie man das bewerkstelligt. Sie machen es einfach. Ja,
sie
können es gar nicht anders als richtig. Ihre Schüler aber können
alles andere – nur nicht richtig! Und beide erkennen den
Unterschied nicht, denn sie wissen nichts von Timing.
Sie wissen nicht, dass man die
Drehung des Körpers und den Durchschwung der Arme unbedingt
richtig mit dem Beugewinkel im Händegelenk koordinieren
muss.
Diese zwei Bewegungen dauern nämlich nicht gleich lang und finden deshalb auch nicht gleichzeitig statt. Vielmehr dauert der Abschwung der Arme mehr als dreimal so lange wie die Streckbewegung des Händegelenks. Und folglich darf die Streckbewegung des Händegelenks (die nie zur vollen Streckung führen darf - der Schläger wird also nie durchgepeitscht!) unweigerlich erst im letzten Drittel des Abschwungs der Arme stattfinden. Folglich ist der Winkel im Händegelenk noch voll gesetzt (-90°), wenn der linke Arm schon um 45° nach rechts unten zeigt.
(Siehe unbedingt genau folgendes Foto eines wahren Könners!)
Dabei geht es nicht nur darum, dass man genau den Moment erwischt, wo der Schlägerkopf am schnellsten ist. Das ist nebensächlich. Es geht vielmehr darum, dass der Schlägerkopf nur so auf den richtigen Weg zum Ball findet. Also ist das Timing sowohl eine Frage des Tempos und der Länge, als auch des richtigen Weges zum Ball und der richtigen Stellung des Schlägers (Schaft und Blatt) beim Treffen des Balles.
Kurz: Normale Golfschüler
geben die Beugung des Händegelenk durchweg viel zu früh auf.
(Frauen vornehmlich im ersten Drittel, Männer im zweiten
Drittel
des Abschwungweges). Schlimmer:
Sie versuchen Kraft und Tempo in den Schläger zu packen und
dabei
den Schlägerkopf möglichst genau zum Ball zu führen. Aber wenn
man
weit oben im Abschwung den Schläger zum Ball drücken will,
dann
drückt man ihn de facto zunächst nach oben und dann nach recht
und
nach vorne vom Körper weg (also zum Socket) und – weiter unten
im
Durchschwung – anstatt zum Ball leider in den Boden vor ihm
(„fett“). Und genau um diese ärgerlichen
Fehltreffer zu verhindern, versuchen sie alles um den Bodenkontakt
zu
vermeiden. Deshalb also sind ihre Schläge schwach und kurz und
krumm. Dünn oder fett, getoppt oder vergraben. Mit Spitze oder
meist
Ferse getroffen. Zu flach oder zu hoch und mit ausgeprägtem
Rechtsdrall. Alles wegen eines einzigen Fehlers und all seiner
falschen „Korrekturen“: Des frühen, „Falschen
Schlagens“.
Vergleichen Sie das Bild in der Mitte dieser
zwei Poster aus dem Jahre 1993, um zu erkennen: Der Könner hält
den
Winkel im Händegelenk noch bei ca. 90°, wenn sein linker Arm schon
um 45° nach rechts unten zeigt, während die Laien hier alle schon
fast die volle Streckung erreicht haben. Und dies trifft auf alle
Spieler mit Hcp. schlechter als -20 zu - mindestens.
Ich werde nie vergessen, wie ich innerlich gejubelt habe, als ich beim Sichten der Videoaufnahmen diesen bereits vermuteten Unterschied bewiesen sah.
Anstatt nun diese Todsünde zu erkennen und die Ursachen zu bearbeiten, basteln die Golflehrer an allerlei sekundären Bewegungen oder am Griff herum. Die Folge: Das Chaos wird nur noch größer, die Kunden nur noch verzweifelter.
Das erinnert an den „grünen“ Wahnsinn „Biosprit“, welcher die Umwelt nur noch mehr belastet und zerstört, anstatt sie zu retten. Und ebenso wahnsinnig sind e-Autos. Allein die Umweltzerstörung für die Gewinnung der Rohstoffe für die Batterien werden bald größer als alles was die Benziner und Diesel bis heute angerichtet haben.
Wie das mit den Händen und dem Durchschwung im Genaueren funktioniert, betrachten wir in Teil 2 (Lernweg). Jedenfalls steht und fällt jeder Golfschlag mit der Ausführung der Handarbeit, denn kleinste Fehler der Hände verursachen ihrerseits einen Rattenschwanz an weiteren Fehlern. Den Begriff des „Richtigen Schlagens“ habe ich geprägt, um auf die allumfassende Bedeutung der richtigen Handarbeit aufmerksam zu machen.
Merke: Wenn die Hände sich falsch verhalten, entstehen Kräfte, die es dem Körper unmöglich machen, sich richtig zu verhalten. Das liegt am ehernen Gesetz „actio = reactio“. Es ist also völlig sinnlos, ja zerstörerisch, dem Körper Bewegungen abzuverlangen, die wegen der falschen Handarbeit physikalisch gar nicht möglich sind. Eben weil die Hände mit dem Schläger Kräfte generieren, die zurückwirken auf den Körper und in ihm Reaktionen hervorrufen, die dem einfachsten Golfschlag fatal zuwiderlaufen.
Der Körper kann die richtigen Bewegungen erst ausführen und erlernen, wenn die Hände sich richtig verhalten. Deshalb ist jeder andere Lernweg Unfug.
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